„Demografie“ – dieses Stichwort schwebt wie ein Damoklesschwert über uns. Der demografische Wandel. Hilfe. Okay – dass sich die Altersstruktur unserer Gesellschaft ändern wird, ist unbestritten. 2020 ist jeder 3. Mitarbeiter über 50 Jahre alt. Was heißt das konkret? Müssen wir uns aus Wissens-Sicht erst in Zukunft Sorgen darum machen?
Am Anfang eines Workshops starte ich gerne eine Umfrage, wieviel Jahre Berufserfahrung wir im Raum haben. Neulich waren es 20 Teilnehmer, alles Führungskräfte. Und wir sind auf über 400 Jahre Erfahrung gekommen. Wenn die alle in Rente gehen – was wird passieren?
Da gehen über 400 Jahre Berufserfahrung aus dem Unternehmen. Und da alle Teilnehmer fast gleich alt sind, geht das komplette Wissen zur gleichen Zeit. Der überwiegende Teil wird im Ruhestand nichts mehr mit dem Job zu tun haben wollen. Man kann also auch nicht mehr nachfragen, wenn es die Leute nicht wollen.
Fluch oder Segen? Na klar, wenn es Teilnehmer vom Schlag „… das haben wir immer schon so gemacht …“ sind, dann kann man eventuell froh sein, dass Nachfolger offen für Neues sind. Ein Abschied kann auch ein Neuanfang sein. Vielleicht stellt eine neue Person auf dem Posten fest, dass man Dinge vereinfachen kann. Oder schneller machen kann.
Wie alt sind Sie denn eigentlich? Und falls Sie über 40 sind – wissen Sie, was Sie vor zehn Jahren gemacht haben? Nein? Erwischt! Vermutlich wissen Sie gar nicht, was Sie in den vergangenen Jahren alles geleistet haben! Das alles aufzuschreiben, wäre Wahnsinn (und vor allem: Wer soll das lesen?). Es würde auch furchtbar viel Zeit in Anspruch nehmen – die wir heutzutage nicht haben.
Es gilt, den goldenen Mittelweg zu finden. Gar nichts tun? Nicht gut – es ist nach ein- oder zwei Jahren schon schwierig, sich an Themen oder Dokumente zu erinnern. Oder finden Sie sofort Ihre Dokumente wieder?
Fangen Sie also mit Kleinigkeiten an. Dinge aufschreiben, die sich wiederholen – nennt sich auch „Prozessbeschreibung“. Ordner und Ablage gut strukturieren. Malen Sie einmal pro Monat oder pro Jahr ein „Mindmap“. Ziehen Sie Bilanz und schreiben Sie auf.
Wofür das gut sein soll? Nein, nicht für einen potenziellen Nachfolger. Für Sie! Und für Ihre nächste Gehaltsverhandlung! Denn wenn Sie nicht wissen, was Sie leisten, wer dann? Neben dem Bilanzieren können sei sich selber auf die Schulter klopfen – gut gemacht!
Nein, Sie können einem Nachfolger nicht alles auf dem Silbertablett servieren. Aber Sie können Empfehlungen weitergeben, die anderen Leuten das Leben leichter machen. Wie oft haben Sie selber gedacht: „Hätte ich das vorher gewusst …?“
Die einfachste Möglichkeit, Wissen weiterzugeben? Das ist wie im Handwerk: Der erfahrene Mitarbeiter zeigt dem Neuen, wie es geht. Auf „modern“ heißt das „Mentoring“ oder „Transferring“. Ich nenne es gerne auch „Tandem“, weil man zusammen Kraft spart. Der erfahrene Mitarbeiter lernt Tricks in Richtung Social Media oder die aktuellen Hits der Hochschulen. Der neue Mitarbeiter lernt die Unternehmenskultur kennen, inklusive spezieller Tricks – unabdingbar, wenn es zum Beispiel um Führung geht. Denn das Fach gibt´s an der Uni nicht. In der Praxis ist ein „Tandem“ einfach zu organisieren, kostengünstig, und hat Vorteile für alle. Na klar – ein paar Regeln muss man festlegen.
Und was hat das konkret mit Ihnen zu tun? Ganz einfach: Stellen Sie sich vor, Ihre Vertretung oder Ihr Kollege gewinnt im Lotto. Würden Sie weiter arbeiten, wenn Sie im Lotto gewinnen? Nein. Ihr Kollege auch nicht. Besagter Lotto-Gewinner ist also von heut auf morgen aus dem Haus. Was passiert? Läuft alles wie gehabt weiter, oder gibt es Probleme?
Sie sehen, das Thema „Demografie und Wissen“ ist komplex. Und es fängt nicht in der Zukunft an! Es ist nicht so, dass ich Ihnen den Lotto-Gewinn nicht gönne. Aber besser wär´s, wenn Sie vorher ein paar Sachen aufschreiben oder weitergeben. Dann macht das Genießen des Gewinns doppelt Spaß! Und wenn es wider Erwarten nicht im Lotto klappt: dann sind Sie der Gewinner zum Thema „Wissen festhalten“!
Also: Legen Sie heute los!
Text und mehr Informationen:
Dorothé Mertens,
www.wissenshunter.de