Die Corona-Pandemie hat die Pläne vieler Brautpaare durchkreuzt und einige haben ihre Hochzeit aufgrund der Lage verschoben. In Abtsgmünd gaben sich im Jahr 2020, 49 Brautpaare das Ja-Wort. Wir haben mit der Standesbeamtin Judith Rieck gesprochen, um zu erfahren, wie es den Brautpaaren im Lockdown erging.
Wurden Hochzeiten verschoben oder gar abgesagt?
Natürlich wurden auch Hochzeiten auf 2021 verschoben. Es gab aber auch Brautpaare, denen es trotz Corona wichtig war, den Bund fürs Leben zu schließen – auch wenn Sie, ganz intim, nur zu zweit heiraten konnten.
Wie verunsichert waren die Brautpaare während der Pandemie und wie wirkte sich das auf Ihren Arbeitsalltag aus?
Das Telefon stand nicht mehr still. Anfangs wusste niemand, wie lange die Corona-Einschränkungen gelten bzw. man wusste nicht einmal, wie standesamtliche Trauungen zu beurteilen waren. Standesamtliche Trauungen zählen nach der Corona-Verordnung ganz unromantisch zu den Ansammlungen, die der Aufrechterhaltung des Arbeits-, Dienst- oder Geschäftsbetriebes, der öffentlichen Sicherheit und Ordnung oder der sozialen Fürsorge dienen. Eine feste Obergrenze für die Anzahl der Gäste ergab sich deshalb nicht unmittelbar aus der Verordnung. Bei der Gemeinde Abtsgmünd legte man deshalb die Obergrenze anhand des jeweiligen Trauraumes fest. Einzelne Brautpaare sahen dies ganz pragmatisch, kein großes Fest feiern zu dürfen. Denn dann erübrigt sich auch die Frage, wen man einlädt oder nicht. Vielen war es natürlich sehr wichtig, wenigstens die Eltern bei der standesamtlichen Trauung dabei haben zu können.
Welches war Ihr schönstes Erlebnis während dieser Zeit?
Im Sommer wurden die Beschränkungen zum Glück wieder etwas gelockert. Damit konnten auch wieder Trauungen unter freiem Himmel wie im Heckengarten in Hohenstadt oder am Hammerschmiedesee in Pommertsweiler stattfinden. Natürlich mit dem gebotenem Abstand. Es war dann doch fast so feierlich, wie wenn es keine Beschränkungen gab. Ich erinnere mich an ein Paar, das ohne Gäste im Trauzimmer geheiratet hatte, und anschließend von einem Autokorso vor dem Rathaus überrascht wurde. In dieser Zeit war man eben auch sehr kreativ. Für mich persönlich war es sehr erfüllend, den schönsten Tag im Leben für die Paare doch noch zu ermöglichen.
Wo lagen für Sie als Standesbeamtin die Schwierigkeiten in diesem Jahr der Pandemie?
Viele Paare hatten sich bereits ein Jahr und noch länger auf Ihren großen Tag vorbereitet und intensiv geplant. Daher waren natürlich viele enttäuscht, als es ganz anders verlief. Ich habe immer den Kontakt zu den Brautpaaren gehalten, die in Kürze heiraten wollten und sie stets über die neuesten Corona-Vorgaben informiert. Ich würde es als „Brautpaar-Seelsorge“ beschreiben.
Was würden Sie den Brautpaaren, die im kommenden Jahr heiraten wollen, gern mit auf den Weg geben?
Ich habe den Brautpaaren schon immer gesagt, es ist euer Tag. Es ist nicht der Tag, der für die Gäste perfekt sein muss. Das Brautpaar steht im Mittelpunkt. Auch wenn es nur in einem ganz kleinen Rahmen wäre. Denn schließlich sagt das Brautpaar „Ja“.