AUS DEM LEBEN EINES REDAKTEURS

Wie beeinflusst die Corona-Pandemie das Arbeiten und Leben eines Redakteurs? In seinem Erstlingswerk „Meine Superhelden gegen Corona“ geht Autor Timo Lämmerhirt eben dieser Frage nach.

Timo Lämmerhirt berichtet in seinem Buch davon, wie sich seine Arbeit bei der lokalen Tageszeitung durch die Krise plötzlich veränderte, denn als Sportredakteur gab es für ihn schlichtweg kaum noch Arbeit in der Redaktion. So rutschte er durch das Corona-Virus in die lokale Berichterstattung und musste sich zwangsläufig tagtäglich mit dieser Krise auseinandersetzen.

Sein Buch ist eine Art Nebenprodukt seiner Arbeit und Therapie zugleich. „Zu diesem Buch bin ich fast schon getrieben worden“, meint Timo Lämmerhirt. Das höre sich sehr nach Zwang an, meint er und schmunzelt. Es sei wohl eher ein Drang gewesen. Nachdem er beruflich als Redakteur jahrelang zumeist im Sportbereich tätig gewesen sei, habe er aufgrund der Pandemie ins Lokale gewechselt und dort avancierte er zum „Corona-Beauftragten“. „Ich schrieb ja gefühlt über nichts anderes mehr“, erzählt er rückblickend. Durch das Geschriebene habe er versucht, die Krise besser zu verarbeiten. So ist auch der Titel des Buches entstanden, denn seine persönlichen Superhelden gegen das Coronavirus waren die Buchstaben, die Worte, die Sätze – und nicht zu vergessen natürlich seine Familie.

„Grundsätzlich unterscheidet sich meine Corona-Erfahrung als Journalist nicht von der die Menschen in anderen Berufen machten“, meint Lämmerhirt. Und doch bekommt man in seinem Beruf wesentlich tiefere Einblicke. Und die hielt er fest. Anfänglich nur für sich persönlich, doch dann wurde eben später ein Buch draus. Jeder, der im Alltag und im täglichen Wahnsinn der Krise besteht, ist für Lämmerhirt ein Superheld. Die wichtigsten Helden sind für ihn die Alltagshelden. Aus den Gesprächen, die er mit Betroffenen für die regionale Tageszeitung führte, beschreibt er die Herausforderungen, die die Pandemie so mit sich bringt sehr eindringlich. Allerdings erhebt er dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Geschichten sind in sich abgeschlossen, der Autor hat sich dabei bewusst auf die ersten drei bis vier Monate der Pandemie konzentriert. Begleitet werden die Geschichten stets von Pressemitteilungen des Kultusministeriums oder etwaiger Verbände, um sie besser in die jeweilige Zeitschiene eingliedern zu können. Sein Blick geht aber auch über die Grenze des Ostalbkreises hinaus. So werfen Walter Döring, Wirtschaftsminister des Landes a.D., Neckarsulms Oberbürgermeister Steffen Hertwig sowie Universitätsprofessor Andreas Daberkow einen Blick auf die Region Heilbronn-Franken und die damit verbundenen Konsequenzen für die Wirtschaft. Der Leser erfährt, dass eben auch ein Walter Döring viel im Homeoffice arbeitete und über Skype konferierte. Das ganze Interview findet man im Buch. Döring betrachtet den Lockdown als absolut notwendig und meint im Interview mit Lämmerhirt: „Da muss man jetzt im Nachhinein auch nicht den Oberschlauen spielen.“

Foto: Atilla Caliskan

Auch Landrat Dr. Joachim Bläse kommt in Lämmerhirts Buch zu Wort. Und weil auch die Redakteure der Tageszeitungen im Homeoffice arbeiten, verwebt Lämmerhirt seine beruflichen und privaten Erlebnisse in seinem Buch. So entstand auch das Buchcover. Als Superhelden-Fan der ersten Stunde malte Lämmerhirt die Comic-Figuren zusammen mit seiner Tochter.

Auf die Frage, ob er sich als Wellenbrecher sieht, antwortet Lämmerhirt: „Ich selbst halte mich an die AHA-Regeln und wenn man das tut, kann man sich vielleicht auch als solcher verstehen.“ Am Ende des Buches findet der geneigte Leser noch einige Gedichte, die der Autor den Systemrelevanten gewidmet hat.

Lämmerhirt arbeitet bereits an einer zweiten Ausgabe seines Buches: Die Superhelden gegen die zweite Welle. Dafür interviewte er auch den umstrittenen Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer. Beleuchten will Lämmerhirt auch die Arbeit in den Schulen, die während der zweiten Welle nicht geschlossen wurden. Wie die Geschichte allerdings ausgeht, wisse er nicht. Doch Lämmerhirt wünsche sich nichts sehnlicher, als dass das CoronaVirus für uns alle bald nicht mehr darstellt, als eine weitere Spalte in unserem Impfbuch.

 

 

 

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Text: Susanne Rötter // Foto: Atilla Caliskan

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