Chronos – die Zeit

Unsere Gedanken sind auch Zeit

 

Chronos ist in der griechischen Mythologie der Gott der Zeit. Er versinnbildlicht den Ablauf der Zeit und auch die Lebenszeit als Schöpfergott. Aus dem dunklen Chaos entstanden unzählige Tage und Nächte. Wir sprechen von einem chronologisch gemessenen Tag oder von der langen Zeit als Tausende von Tagen. Aus den gleichen Quellen entstand der Sonnengott (Helios), (Eros) der Liebesgott, (Phanes) der Lichtgott und der Weingott (Dionisor). Vielleicht haben alle etwas mit der Zeit zu tun – bei Liebe und beim Wein vergisst so mancher die Zeit. Chronos hatte eine Begleiterin, die (Ananke), das ist die Notwendigkeitsgöttin. Eine der wichtigsten Göttinnen im Olymp. Jeder braucht die Notwendigkeit.

Chronos war auch der Name eines der vier Pferde des Sonnengottes (Helios), der täglich mit seinem Gespann eine Reise am Himmel entlang machte.

Begriffe zu Chronos:

  • Chronos – Verkörperung der Zeit
  • Chronobiologie – Lehre von der belebten Natur
  • Chronologie – Lehre von der Zeit
  • Chronometrie – Zeitmessung
  • Chronometer – Zeitmessung (Uhr)
  • Chronograph – Zeitschreiber
  • Chronogramm – Zeitinschrift

Prägung der griechischen Welt

Chronos ist eine Schöpfung der griechischen Philosophie und hat die Sprache und das Denken der griechischen Welt geprägt. Dieses Denken bezieht sich mit vielen und wesentlich konkreteren Zeitbegriffen auf die spezifischen Strukturen der Welt. Dies sind Leben und Handlung, wobei Räumliches und Zeitliches oft mit den gleichen Ausdrücken bezeichnet werden.

Homer verwendet primär die Zeit für die Kraft, die man zum Leben braucht. Je mehr Kraft ein Leben hat, desto länger die ihm beschriebene Zeit.

Was also ist die Zeit?

Seit 3000 Jahren versuchen die Philosophen die Zeit zu erforschen und zu definieren, ohne großen Erfolg. Augustinus sagt:

„Wenn mich niemand danach fragt, dann weiß ich es. Will ich einem Fragenden es erklären, dann weiß ich es nicht.“

Das sagt schon viel über die Zeit aus. Es ist ein Geheimnis der Natur, das wir Menschen wahrscheinlich niemals erfahren werden. Aber man kann trefflich darüber philosophieren.

Aristoteles verbindet die Zeit mit den Zahlen. Das heißt nicht, dass er das gezählte oder zählbare meint, sondern eine bestimmte Menge von Veränderungs-Abschnitten, wenn diese Menge gezählt oder gemessen wird. Damit aber setzt er die Zeit neben die Existenz der Seele. Ohne Seele gäbe es nämlich keine Zeit, sondern allenfalls die Veränderung der Zeit. Zentral für die aristotelische Zeitkonzeption ist das Verhältnis von Zeitdauer und Zeitpunkt, die in ihrer Erkennbarkeit und in ihrer Wirklichkeit voneinander abhängen.

Jedes Zeitalter wird eingegrenzt von einem Anfangs- und einem Endpunkt. Dies sind so genannte „Jetztpunkte“. Zeit bzw. Zeitlosigkeit ist, wenn zu jedem einzelnen Zeitpunkt entweder ein bestimmter Zustand oder aber der gegenteilige Zustand vorliegt.

Die Drehbewegung des Kosmos wird zunächst von einem Gott in eine bestimmte Richtung gelenkt. Am Vergleich zweier gleichzeitig ablaufender Bewegungen zeigen sich die Verhältnisse von Geschwindigkeiten (aufgrund der Zeitdauer).

Achilles und die Schildkröte

Ein paradoxer Vergleich von dem Philosophen Zenon von Elea ist der von Achilles und der Schildkröte, die für die (relativ) schnellere bzw. langsamere Bewegung stehen. Der Vergleich enthält die Bestimmung, dass ein Geschwindigkeitsverhältnis gleich ist, dem Verhältnis des in derselben Zeit zurückgelegten Weges. Dabei überträgt sich die kontinuierliche Struktur des Weges, definiert als „teilbar in immer wieder Teilbares“ auch auf die Zeitdauer. Damit ist die räumliche Festlegung der Zeit, wie sie für die neuzeitliche Physik charakteristisch ist, von Aristoteles geleistet. Hier meint Aristoteles, um es etwas verständlicher zu machen: „Man kann den Raum einholen, aber nicht die Zeit.“ Ohne Zeit gäbe es kein „Früher“ oder „Später“ und kein „Vor“ oder „Nach.“ So dass sich weder ein „Vor der Zeit“ noch ein „Nach der Zeit“ denken lässt.

Existiert die Zeit überhaupt ?

Nach der jüdischen Astrologie hat die Zeit keine Existenz, sondern fließt wie ein Strom. Deswegen kann sie nie Objekt sinnlicher Apperzeption (begrifflich urteilendes Erfassen) sein: All sein Ende, sogar Tag und Nacht bzw. Licht und Finsternis sind in der Zeit aber nicht mit der Zeit identisch. Die Zeit ist entstanden, als im Schöpfungsprozess die Lichter der Himmelskörper auf der Erde gesehen wurden und es einen Menschen gab, der sie zu berechnen anfing. Eine absolute ewige Zeitdauer gibt es nicht.

Nach der islamisch-arabischen Vorstellung ist Gott der Herr eines jeden Augenblicks. Die Zeit ist Gott untertan. Was Gott bestimmt hat, geschieht. Die islamische Philosophie vertritt die Meinung, dass alles, was in der Welt geschieht, aufgrund der vollkommenen und ewigen Bewegung der Sphären passiert. Weder gibt es Zeit außerhalb dieser Bewegung, noch kann Zeit vor ihrer Bewegung existiert haben. In der Renaissance wird das griechische Wort Kairos (Zeit) für den richtigen Augenblick gebraucht.

Die Zeit kann durch keine Macht zum Stillstand gebracht werden, sondern sie fließt unaufhaltsam, fortschreitend und in unabänderlicher Fahrt.

Nach Platon: Ewigkeit zeichnet sich dadurch aus, dass ihr keine zeitlichen Abfolge-Prinzipien entsprechen. Folglich ist dies eine permanente Gegenwart, ohne „früher“ oder „später“. Dementsprechend lädt Mythos auch kein Gewicht auf das Zeitliche. Sondern vielmehr auf das Ontologische. (Ontologie ist die Lehre vom Ende).

Die Zeit könnte sich selbst gar nicht konstruieren, sondern ist von den Demiurgen (Schöpfer) geschaffen worden. Die von Demiurgen geschaffene Zeit hat also keinen Anfang und aufgrund der Unvergänglichkeit des Kosmos auch kein Ende!

Bewegung und die Zeit

Wenn Menschen die Augenblicke, in denen die Zeit dahin fließt, erkennen oder gar messen wollen, nehmen sie irgendeine Bewegung zu Hilfe. Etwa den Lauf der Sonne oder eine Maschine wie die Uhr (Chronometer). Denn auf eine andere Art vermögen wir die Zeit nicht wahrzunehmen. Die Zeit ist ein Abbild der Bewegung. Damit erweist sich der Mensch selber als Chronometer, indem er den Ablauf der Zeit an sich selbst registrieren kann.

Augustinus hält die These aufrecht, dass es einen Anfang der Zeit gegeben haben muss. Mit der Präzisierung, dass diese nicht „in der Zeit“ sein könne, sondern eine anthologische (anhäufende) Abhängigkeit darstelle.

Platon und Kant

Platon sagt, dass die Größe Zeit bestehe, ungeachtet der Frage, ob nun jemand diese Größe misst oder nicht. Sein Argument ist, dass die Zeit nicht mit der Veränderung (die sich schneller oder langsamer vorziehen kann) identifiziert werden darf, weil der Ablauf der Zeit selbst gar keinen Unterschied zwischen schneller und langsamer kennt.

Kant meint: Wollte man der Zeit selbst eine Folge nacheinander beilegen, so müsste man noch eine andere Zeit denken, in welcher diese Folge möglich wäre.

Die Tiere leben wie es scheint ohne Zeitbewusstsein. Der Mensch bekommt etwa um die Mitte des 3. Lebensjahres ein Gefühl für die Zeit. Die Fähigkeit, mehrere Vorgänge als gleichzeitig und auch die Zeitfolge zu erfassen, bildet sich allerdings meist erst nach dem 7. Lebensjahr. Das Alter wird nach der griechischen Berechnung mit den Umdrehungen der Erde um die Sonne (Helios) gemessen. Die Erde braucht 365 Tage, um die Sonne zu umrunden, also 1 Jahr. Ein 65jähriger Mensch hat sich quasi 65mal um die Sonne gedreht.

Das chinesische Zeichen für Zeit ist „Shi“. Mit „Shi“ verbindet sich die Vorstellung des Anlasses oder der Gelegenheit, welche für eine bestimmte Handlung günstig oder ungünstig ist. Ähnlich dem griechischen „Kairos“.

Übrigens: Die Chinesen sagen nicht „Guten Appetit“, sondern „langsam essen“.

… Also Zeit lassen!

Text: Konstantin Gorlas

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