Führung oder Kindergarten?

„Was ist das denn für ein Kindergarten?“

„Was ist das denn für ein Kindergarten?“ Fragen Sie sich das ab und zu im Job? Wie kommt das? Was ist da los?

Nehmen wir eine typische Situation: die Kaffeeküche. Der Kaffee ist alle, die Spülmaschine ist voll, die Tassen stapeln sich dreckig in der Spüle. Und keiner ist zuständig. Kennen Sie? Und, fangen Sie an aufzuräumen, oder gehen Sie leise wieder raus – och, doch keinen Durst… Oder fangen Sie an, herumzubrüllen? Oder zu fluchen?

Und, woran liegt´s? Tja, ein klarer Fall von ungeklärten Zuständigkeiten. Was da Abhilfe schafft? Wie im Kindergarten: eine Liste mit Zuständigkeiten. Der Max räumt am Montag den Tisch ab, und der Moritz am Dienstag.

Eine weitere typische Situation: Der Chef gibt einen Auftrag für die Montage eines Toasters heraus. Der Mitarbeiter kommt statt mit dem Toaster mit einem Fön zurück. Kennen Sie? Und, wer hat den Fehler gemacht? Hat der Chef genuschelt, oder der Mitarbeiter nicht richtig zugehört?

Wahrscheinlich beides. Vielleicht war keine Zeit, und der Auftrag wurde zwischen Tür und Angel zugerufen. Oder der Mitarbeiter hatte gerade noch einen Großauftrag „Fön“ in Arbeit. Was hilft? Wie im Kindergarten: Dem Kind ein Bild mit dem zu holenden Gegenstand in die Hand drücken. Oder das sogenannte „Aktive Zuhören“ betreiben: das Kind auffordern, einen beim Sprechen anzuschauen, und das Gesagte wiederholen lassen.

Die Beispiele können Sie garantiert ellenlang erweitern. Ob ein Streit, egal ob unterhaltsam oder zum Verkrümeln. Oder vermeintliche Ungerechtigkeit, sodass sich einer benachteiligt fühlt. Kindergarten halt.

Kommunikation und Führungswissen

Was heißt das für die Führungskräfte? Die Führungskräfte brauchen eine Ausbildung als Kindergärtner/in? Jaaa, das wäre schön! Es gibt nur noch Führungskräfte, die mindestens ein Kind im Alter von drei Jahren haben? Ja, auch eine schöne Idee. Aber leider unrealistisch. Das Problem an den meisten Ausbildungen ist einfach, dass man eine Menge Fachwissen vermittelt bekommt, aber selten Kommunikations- und Führungswissen. Man kann Glück haben und ein Naturtalent sein. Aber in den meisten Studiengängen gibt es keinerlei Hinweis auf die täglichen Herausforderungen als Führungskraft. Nämlich: Kindergärtner/in zu sein! Und was nun? Laut anfangen zu weinen?

Will man das Ganze bei der Wurzel packen, dann hilft eine Kommunikationsschulung für den gesamten Betrieb. Ein Koch in Ausbildung „darf“ erst mal eine Menge Gemüse putzen. Im Beruf redet man eine Menge, aber kennen Sie die Feedback-Regeln oder das Thema „Ich – und Du- Botschaften“? Eine typische Du-Botschaft aus dem Kindergarten: „Du bist doof!“. Die dazugehörige Ich-Botschaft könnte sein: „Ich mag auch gewinnen!“. Oder „Ich ärgere mich, dass ich verloren habe!“. Klingt anders als „Du bist doof!“?

Auch Reden kann man lernen. Und wenn Vorgesetzte und Mitarbeiter gemeinsam üben, kann man sich gegenseitig darauf aufmerksam machen, wenn etwas schief läuft. Zumindest kann so eine Kommunikationsschulung den Alltag erleichtern. Weil man dem Übel schneller auf den Grund kommt.

Natürlich hilft eine Kommunikationsschulung nicht in allen Fällen. Wir sind nun mal einfach Menschen, wir stehen extrem unter Zeit- und Erfolgsdruck, und viele Dinge laufen so schnell ab, dass man kaum noch reagieren kann. Das soll aber keine Entschuldigung sein, sich auf den Boden zu schmeißen, mit den Fäustchen auf den Boden zu hauen und zu kreischen wie am Spieß.

Also: Bleiben Sie gelassen, melden Sie sich zu einem Kommunikations-Kurs an, oder noch besser: Der ganze Kindergarten darf mitmachen! Gehen Sie es an!

Text und mehr Informationen: 
Dorothé Mertens,
www.wissenshunter.de

Bild: http://deathtothestockphoto.com/

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Business

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