CAFÉ MIKRO – DIE WELT IM MIKRO-KOSMOS

Cafe Mikro in Schwäbisch Gmünd

CAFÉ MIKRO – DIE WELT
IM MIKRO-KOSMOS

Wie „Don Salva“ und Tochter Madeleine ein Kult-Café schufen

Er kam mit 15 aus Kalabrien zu den Schwaben. Mit 20 wandte er Deutschland den Rücken zu. „Mir war es hier zu kalt, das galt auch für die Menschen“. Als Armee-Freiwilliger bekämpfte er Siziliens heißen Afrika-Winden imaginäre Invasoren. Heute ist Salvatore Bazzano heißgeliebter Capo di tutti Capi des Café Mikro in Schwäbisch Gmünd. Er machte es zum Multikulti-Kult-Café im besten Sinne.

Es ist der Gastarbeiter-Klassiker. Zuerst kamen die Eltern aus dem südlichen Kalabrien. Sohn Salvatore, 1955 geboren, folgte nach. Im Spanplattenwerk der Firma Kunz in Gschwend fand er die erste Arbeit. Hierher kam er nach dem Armeedienst auch zurück – in Italien herrschte immer noch Flaute auf dem Arbeitsmarkt.

Zwei Tage nach der Rückkehr wurde seine Hand in eine Presse gezogen. Seitdem ist seine Rechte nur noch eingeschränkt einsatzfähig. Es spricht für seine Kämpfernatur, dass er heute lakonisch erklärt: „Ich lernte halt einfach auf Linkshänder um.“
Er ging Anfang der Achtziger nach Berlin und verschönerte dort Innenräume und Fassaden als – Gipser. Aus der Mauer-Stadt brachte er seinen bis dahin schönsten Lohn mit – Tochter Madeleine. Mama und Frau Teresa hatte er ein paar Jahre zuvor bei uns kennen gelernt – sie war Frontfrau der „River Stones, aufgewachsen in Ruppertshofen. Auch ihre Eltern kamen aus Italien.

Bei uns zurück begann für Salvatore Bazzano ein neues Leben.
Eine zeitlang lang betrieb er mit einem Freund das Café Magazine in Aalen. Dann kam ihm zu Ohren, dass das am 1. Mai 1983 eröffnete Café Mikro in Schwäbisch Gmünd einen neuen Besitzer sucht. Am 1. September 1986 wurde das Mikro noch einmal eröffnet – von Salvatore Bazzano.

Salvatore, der schon zuvor im Mikro gearbeitet hatte, übernahm quasi seine „Stammkunden“, die schon zuvor vor allem wegen ihm gekommen waren. „Vom ersten Tag an lief’s sofort super“.

Bis heute profitiert das Café von einer Reihe von praktischen Vorteilen. Es ist gleich von zwei Seiten (Hintere- und Vordere Schmiedgasse) leicht mit dem Auto zu erreichen. Es liegt in der Nähe des Gmünd Centers. Beides zusammen ideal für den Espresso und den Cappuccino vor und nach der Arbeit und mal so kurz zwischendurch. Und von Anfang an konnte der Café-Kunde von der Bäckerei Stemke sich was zum Kaffee mitbringen.

Doch am Café Mikro kann man die alte Regel belegen: der Wirt macht die Kneipe!

Weshalb sagen kleine Kinder zur Mama „Salva gehen?“ Weshalb hält ein Vater seinem dreijährigen Sohn dazu an, den Wirt mit „Don Salva“ anzusprechen? Warum rissen sich Mikro-Besucher um Stühle und Tische des alten Interieurs, als Tochter Madeleine Vaters Café vor zwei Jahren ein neues Chillout-Flair verpasste? Warum besucht der „Don“ einen Stammkunden im Krankenhaus, der ihn jahrelang damit nervte (und immer noch nervt), dass er partout immer den gleichen Platz haben möchte? Weshalb zieht es jedes Jahr fast jedes Wochenende die Leute hierher, um sich Fußballspiele und Formel 1-Rennen auf dem Großbild-Fernseher reinzuziehen?

Das Café Mikro ist ein Mikro-Kosmos im besten Sinne. Jeden Tag versammelt sich hier ein buntes Nationalitätengemisch – Europa at his best! Hier werden auch Feste und Partys gefeiert – Geburtstage, Fasching, Weihnachten, Disco-Events…

Das alles läuft so prima, weil zwei hinterm Tresen stehen, die alles mit Herzlichkeit, mit mal trockenem, mal spritzigem Witz,
mit Freundlichkeit und Herzlichkeit zusammenhalten.
Und jeder sieht es: Vater und Tochter mögen sich. Dabei hatte sie anfangs nicht wirklich ihre Liebe zu einem Leben als Café-Chefin entdeckt. Aber je größer ihr eigenes, junges Stammpublikum wurde und je mehr sie ihre eigenen Ideen einbringen konnte – je mehr fand Madeleine Gefallen an dem Gedanken, „mein eigenes Ding, mein eigenes Mikro“ zu entwickeln und weiterzuführen.

Don Salva kann zufrieden zurückblicken: der Sohn Stefano, vielen vor Jahren selbst hinterm Tresen vertraut, studiert ihn Berlin – und hat den Vater zum Großvater gemacht. Tochter Madeleine, gelernte Hotelkauffrau und auf der MS Norwegian Wind auf den Weltmeeren unterwegs gewesen, tritt zunehmend in Papas Fußstapfen.
Doch der Don wird seinem Kosmos noch ein paar Jahre erhalten bleiben…

prGFM

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