Die große Diskrepanz: Warum die Seele langsamer lernt als die Technik

Wir brauchen wir gute Menschen, nicht gute Produkte

Die große Diskrepanz: Warum die Seele langsamer lernt als die Technik

Wir leben in einem Zeitalter rasanter, beispielloser Veränderung. Die Technisierung beschleunigt jeden Aspekt unseres Lebens. Die Materie, die wir formen, wartet geduldig auf uns. Was heute unvollständig ist, kann morgen einfach dort fortgesetzt werden, wo man aufgehört hat. Ideen, die gestern auf einem Blatt Papier waren, können morgen in die Realität umgesetzt werden. Die äußere Evolution ist ein berechenbarer, linearer Prozess, der auf festen Gesetzen aufbaut.

 


Die Verlässlichkeit der Materie

Ein Ingenieur, der an einem komplexen Gerät arbeitet, kann am nächsten Tag seine Arbeit exakt dort wieder aufnehmen, wo er sie liegen ließ. Das Programm, die Schaltung, die Konstruktionszeichnung – all das wartet auf ihn. Dieser Fortschritt ist kumulativ; jede Verbesserung baut logisch auf der vorherigen auf. Wir haben gelernt, uns auf die Berechenbarkeit der materiellen Welt zu verlassen und können uns so in kürzester Zeit von einer Innovation zur nächsten bewegen. Diese verlässliche Evolution nährt unser Bedürfnis nach schnellem Erfolg und sichtbaren Ergebnissen.

 


Die Trägheit der inneren Evolution

Im krassen Gegensatz dazu steht unsere innere Evolution. Die Entwicklung des Charakters, die Arbeit an der Seele, ist ein zäher, unberechenbarer und unendlich langsamer Prozess. Unsere emotionalen und geistigen Muster warten nicht geduldig darauf, dass wir sie morgen fortsetzen. Sie sind ständig in Bewegung, formbar und anfällig für äußere Einflüsse.

Man kann nicht einfach an einem Tag beschließen, eine bestimmte Charakterschwäche zu überwinden, und davon ausgehen, dass diese Arbeit morgen am selben Punkt fortgeführt werden kann. Eine negative Bemerkung von außen, ein enttäuschendes Erlebnis oder ein Rückfall in alte Gewohnheiten kann die gesamte Anstrengung für Monate zunichtemachen. Die Erkenntnis, einen Fehler gemacht zu haben, kommt oft erst viel später, und die Wiedergutmachung verlangt immense Kraft.

 


Die Lösung liegt im Inneren

Die wahre Herausforderung unserer Zeit liegt in dieser Diskrepanz: Wir sind es gewohnt, dass die Welt um uns herum schnell voranschreitet, während unsere innere Welt im Schneckentempo folgt. Diese psychologische Kluft führt zu Unzufriedenheit und einem gefährlichen Ungleichgewicht.

Vielleicht liegt die wahre Lösung nicht darin, die Materie immer weiter zu perfektionieren, sondern einen viel größeren Anteil unserer Energie darauf zu verwenden, unsere innere Welt zu kultivieren. Die größten Probleme der Menschheit werden nicht von mangelnder Technologie, sondern von menschlichen Fehlern verursacht – von Gier, Neid, Misstrauen und Uneinsichtigkeit.

Am Ende des Tages brauchen wir gute Menschen, nicht gute Produkte. Die größte und wichtigste Erfindung, die wir machen können, ist die unseres eigenen Charakters.

 

Dimitrios Gorlas

www.gorlas.de

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