AUS DEM BAUCH HERAUS

Christine Auzinger und Oliver Römpp lernten sich über Freunde kennen. Nach einem Jahr zogen sie zusammen. Dann bot sich ihnen eine einmalige Gelegenheit, eine alte Aalener Villa zu übernehmen. Diesen ersten Prüfstein ihrer Partnerschaft meisterten sie mit viel Elan.

Als Christine Auzinger nach langen 16 Jahren Besuch von einer alten brasilianischen Freundin bekommt, stellt eine Begegnung die Weichen in ihrem Leben neu. Sie trifft auf ihren zukünftigen Mann Oliver Römpp. Er nämlich hatte einen Anruf von einem guten Freund und Geschäftspartner aus Brasilien bekommen ob er nicht seine Frau, die derzeit in Aalen auf Besuch ist, auf den Flughafen bringen könnte. Dies war dann der Moment wo sich beide zum ersten Mal gesehen haben. Verabredungen folgen, schnell erkennen die Zwei: Es harmoniert. Im ersten Jahr leben sie das Patchworkmodell: Jeder besucht den anderen was auf Dauer anstrengend war und für die beiden auch wenig Sinn ergab. Zwei Erwachsene, jeder zwei Kinder, da war der Entschluss schnell gefasst: Ein gemeinsames Haus war die Lösung. Damals noch in der Ziegelstraße. Täglich führte Christine Auzingers Weg vorbei an der Villa Koepf. Geliebäugelt habe sie mit dem Gebäude, denn es hatte Charme. Die Initialzündung für einen Neuanfang war die Information ihrer Freundin Regine Brunnhuber. Nachdem der Steuerberater Tim Eberhardt eine Villa weitergezogen ist, war sie zu haben. „Das wäre doch genau deins“, meinte sie. Kurze Zeit später war die Idee geboren: Diese Villa wäre der ideale Ort für ein neues Zuhause.

„Das Haus hatte irgendwas, dass uns angezogen hat“, meint Oliver Römpp rückblickend. Es folgten Wochen, Monate in denen beide schlecht schliefen. Doch dann ging alles Schlag auf Schlag. Ein Termin mit der Vermieterin wurde vereinbart. „Eigentlich hatten wir uns keine Chancen ausgerechtet, weil es so viele Bewerbungen gab“, so Römpp. Der Termin mit der Vermieterin lief unerwartet gut. Die Chemie habe vom ersten Augenblick an gestimmt. Beide geben zu: „Damals wussten wir eigentlich gar nicht so genau, was wir mit diesem Haus machen sollen.“ 400 Quadratmeter sind schließlich eine Menge Platz. Selbst für eine Familie mit vier Kindern. Es sei eher ein Bauchgefühl gewesen, was beide – die Vermieterin und das Paar – hatten. Und ohne groß weiter zu überlegen, kam es im Garten noch am selben Tag zum Handschlag, der das neue Projekt besiegeln sollte.

Wieder folgen schlaflose Nächte. „Wir sind oft nachts um halb zwei hell wach gewesen und überlegten ob es die richtige Entscheidung war”, erinnern sich beide. Dann war es soweit: Im Dezember 2016 hat Christine Auzinger mit ihrem Partner die Renovierung begonnen. Des ehemalige Verwaltungsgebäude war verbaut und hatte jahrzehntelang keine Renovierung mehr gesehen. Doch das Paar glaubte fest daran, dass aus dem Aschenputtel eine Prinzessin wird. Vielleicht sogar eine Königin. „Ich habe ein gutes Vorstellungsvermögen, habe immer gleich ein fertiges Bild im Kopf“, so Christine Auzinger. Die Kombination zwischen alt und neu mache ihr Freude. Auch sonst haben die beiden fast alles selbst renoviert. Neue Böden, Treppen geschliffen, Stühle renoviert – nur für das Parkettschleifen und die Gipsarbeiten haben sie sich professionelle Hilfe geholt. Die dunklen Holztüren wurden weiß. Die grünen Heizkörper sind nach mehreren Schichten jetzt auch weiß lackiert. Die Räume wurden hell und luftig. Ein dreiviertel Jahr haben die neuen Mieter ununterbrochen gearbeitet. Oliver Römpp, der als Projektmanager für eine lokale Firma arbeitet, immer nach Feierabend oder am Wochenende. Christine Auzinger rund um die Uhr.

„WENN ICH WAS MACHE, WILL ICH ES RICHTIG MACHEN.

NICHT GLEICH AUFGEBEN.“

Seit dem Einzug des Paars ist nicht mehr viel von dem ehemaligen Verwaltungsgebäude übrig. Auch die Büroeinrichtung ist verschwunden. Moderne Designermöbel und restaurierte Stücke befinden sich nun in den Zimmern. Auch Schätze vom Dachboden der Villa, Leihgaben der Familie Koepf stehen in den Räumen großen Villa. „Manche Schränke sind aus dem Jahr 1870.“ Bilder der ehemaligen Koepfbrauerei zieren die Wände. Die Einrichtung passt zum Haus. Selbst die grünen Gartentische harmonisieren mit den Fensterläden. Auch das Konzept steht nun und wird gut angenommen. So dient vor allem der untere Bereich der Villa zur Bewirtung von Gästen. Veranstaltungen jeder Art sind möglich, einmal in der Woche wird aufgetischt. Da gibt es dann warme Küche, ein festes Menü.
Das Verhältnis zwischen Vermieterin und den neuen Mietern ist sehr gut. Als Christine Auzinger und Oliver Römpp heiraten, gehört auch die Vermieterin zu den Gästen. Mit einem selbst geschriebenen Gedicht drückt sie voller Rührung, die Bewunderung für das Paar aus und ihre Freude über deren Leistung. Wurde doch durch deren Schaffenskraft das alte Gebäude wieder glanzvoll, wie in alten Zeiten.

Das Projekt mit der alten Villa, sei der erste Prüfstein für die Ehe gewesen. Richtigen Zoff habe es nie gegeben. Vielleicht sei sie mal ein wenig eingeschnappt gewesen, gibt Christine Auzinger zu. Obwohl sie im Laufe der Zeit gemerkt hätten, was sie sich mit dem Umbau angetan haben: Angefangen von den Auflagen bis hin zu den Kosten, die man nicht genau einschätzen könne. „Wenn ich was mache, will ich es richtig machen. Nicht gleich aufgeben“, betont Oliver Römpp. Bewusst sei ihm das eben auch bei der Renovierung geworden. Oft seien sie vor einem Problem gestanden, welches sich eben nicht sofort lösen lies. Manchmal helfe es eins, zwei Nächte darüber zu schlafen und dann komme einem die zündende Idee. Er ist Pragmatiker, während seine Frau eher die Künstlerin ist. „Wir ergänzen uns einfach super.“

Text: Susanne Rötter // Fotos: Volker Adler

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