25. JAZZFEST – 29. OKTOBER BIS 6. NOVEMBER
Eines der fünf größten Jazzfestivals der Republik wird 25 Jahre alt. Vor einem Vierteljahrhundert hatte in Aalen der Wein- und Jazz-Experte Ingo Hug den Mut, mit einigen Mitstreitern ein Experiment zu wagen, dem nicht viele Chancen eingeräumt wurden – Jazzmusiker von Rang und Namen zum Auftritt in Ostwürttemberg zu bewegen. Der Erfolg gab den Jazz-Enthusiasten recht. Hug und das Team vom Träger-Kulturverein kunterbunt laden zum 25. Aalener Jazzfest. Wir stellen einige Bands und Solisten aus dem umfangreichen Programm vor.
BASSMAN STANLEY CLARKE
Einer der herausragenden Jazzgitarristen der letzten Jahrzehnte ist in Wahrheit ein Bassist, noch dazu einer, der seine fetten Grooves und die wundervollen Zwischentöne oft aus einem ganz traditionellen Kontrabass lockt. Stanley Clarke prägt wie der jung verstorbene Jaco Pastorious den Bass in einem Feld, das als Fusion, Rock Jazz oder Electric Jazz firmiert, den Graben zwischen Jazz und Pop überbrückt und dem Jazz ungeahnte Popularität beschert.
WUNDERKIND JACOB COLLIER
Der 22jährige Brite Jacob Collier fällt vermutlich in die Kategorie der Wunderkinder, ein Multiinstrumentalist und Sänger, der in den letzten fünf Jahren seinen ganz ureigenen Stil entwickelt hat, eine Hochzeit aus Jazz, Funk, Soul und Brasilianischem. Leicht, locker, verspielt, swingend, immer wieder abwechslungsreich. Die Frage nach seinen Instrumenten beantwortet man am besten ex negativo, und da kann er wohl nur nicht mit den klassischen Blech- und Holzblasinstrumenten dienen. Bekannt machen ihn seine selbst gemachten Videos, im Londoner Reihenhaus, kein Witz, veröffentlicht bei youtube.
SOUL MIT MYLES SANKO
Die afrokaribische Community in England ist für viele musikalische Entwicklungen verantwortlich, die populärste ist vermutlich der wunderbare Brit-Soul. „Ob Myles Sanko nun einer der besten Sänger des zeitgenössischen britischen Soul ist oder einfach der beste, wollen wir nicht ex cathedra entscheiden. Das letzte Wort haben wie immer unsere Gäste“. (Ingo Hug). Klar ist nur, dass er mit seinem brillanten Tenor die Elemente des klassischen Soul mit dem aktuellen R & B vereint, harten, tanzbaren Funk und emotionale Balladen singt..
FUNK MIT PIMPY PANDA
Das Oktett spielt eine höllisch groovende, schweißnasse, tanzbare Musik vom knallharten Funk bis zum balladesken Soul, die voll in die Beine geht, mit erstklassigen Sängern und einer exzellenten Band mit dem bemerkenswerten Organisten und e-Pianisten Simon Oslender, ein Erlebnis auf der Bühne und als Konserve. Pimpy Panda ist eine weitere elektrisierende Entdeckung des Aalener Jazzfests, von der man in den nächsten Jahren sicher noch viel mehr Mitreißendes hören wird.
SPRICH „REHLEIN“: RELAÉN
Relaén? Das ist weder Irisch noch Französisch noch Klingonisch. So wurde Frontfrau Olivia als Kind genannt, ihrer hübschen Augen wegen. Inzwischen ist die Kindheit vorüber, und der Spitzname überträgt sich auf das Bandprojekt der Sängerin, die mit ihren Instrumentalkollegen zwischen Jazz, Funk, Soul, Hip Hop, Ambient und Psychedelic unterwegs ist. Wie sagt der unbekannte Mann an der Bar in Osnabrück: „Soul für Millenials. Jazz für neue Menschen. Groovende Beats mit Vintage Wärme. Nicht aus Samples, sondern aus Köpfen, Händen und Herzen. Relaén sind der Tesla unter den neuen Bands und mal eben das fresheste was es gerade aus Deutschland gibt.“ Danke, dem schließen wir uns voll und ganz an, denn besser hätten wir es sicher nicht gekonnt.
THE BRAND NEW HEAVIES
Wer dieses Kompliment vom Godfather of Soul persönlich bekommt, hat eigentlich keine weitere Vorstellung nötig. Trotzdem gehen wir auf die Suche nach dem Ursprung ihres Namens und finden, wieder beim Godfather, die Auflösung. Er wurde eine Zeit lang in seinem typischen Understatement als Minister of New Super Heavy Funk plakatiert. Inzwischen sind die Heavies aus der brandneuen Londoner Vorstadtband von 1985 zu weltweiten Leitfiguren eines hart groovenden, funk- und soulorientierten Acid Jazz mit ewigem Leben geworden, mit über 2 Mio. verkauften Alben, zahllosen Singles und Chart-Platzierungen.
Erstaunlich für eine Band, die aus dem Dancefloor-Jazz kommt. Noch erstaunlicher: Der Kern der Band ist nach wie vor mit von der Partie bzw. Party, Jan Kincaid, Simon Bartholomew und Andrew Levy, die Gründungsmitglieder, um sie herum eine Band, die auch für Begegnungen mit Hip Hoppern offen ist und doch ihren typischen Sound auch nach fast 30 Jahren immer noch pflegt.