DER VATER ALLER GELÄNDEWAGEN

LAND ROVER (DISCOVERY HSE SPORT) LAND ROVER GILT ALS UR-AHN DER GELÄNDEWAGEN. DOCH DIE BRITISCHE AUTOSCHMIEDE JAGUAR LAND ROVER BAUT SCHON LANGE KEINE KLOBIG-KANTIGEN SPARTANISCHEN KLÖTZE MEHR. DER LAND...

LAND ROVER (DISCOVERY HSE SPORT)

LAND ROVER GILT ALS UR-AHN DER GELÄNDEWAGEN. DOCH DIE BRITISCHE AUTOSCHMIEDE JAGUAR LAND ROVER BAUT SCHON LANGE KEINE KLOBIG-KANTIGEN SPARTANISCHEN KLÖTZE MEHR. DER LAND ROVER DISCOVERY TRÄGT TROTZ MODERNSTER TECHNIK IN DESIGN UND GELÄNDE-TAUGLICHKEIT IMMER NOCH ETWAS VON DEN GENEN IN SICH, WOFÜR DIE OFFROADER MADE IN BRITAIN BIS HEUTE STEHEN. DAHER AUCH ETWAS ÜBER DEREN GESCHICHTE.

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GFM-TT (BREDL) UND THOMAS ZEHNDER (BILDER) –

Wer an Land Rover denkt, denkt an den Vater aller Geländewagen. Ganz sicher denkt er nicht an das, was heute landläufig unter ,Geländewagen’ läuft, aber einen SUV (Sport Utility Vehicle) meint. SUV sehen in der Regel aus wie normale Pkw, die man einfach ,aufgebockt’ hat, sprich auf höhere Räder gesetzt.

Den Land Rover gab es schon, als die Deutschen bei den Wörtern Fahrzeug und Gelände entweder an den Leopard-Panzer der Serie 1 (Leo I) dachten – oder an einen Unimog, mit dem der Waldbauer Bäume aus dem Dickicht zog und der auf einer normalen Straße eigentlich unfahrbar war. Heute ist es eigentlich genau umgekehrt – ein SUV mit reiner Pkw-Technik wird mit der Illusion des Geländewagen gekauft (obwohl die Zahl der Deutschen, die als Waldbauern oder Förster ihr Geld verdienen, relativ bescheiden ist) – ist aber im echten Gelände eigentlich unfahrbar.

Land Rover Mittelkonsole

 

Weltruhm durch Daktari

Weltruhm erlangten die seit 1948 gebauten Land Rover-Geländewagen, weil ein klobig-eckiger Land Rover Defender das Fortbewegungsmittel der Wahl für den Tierarzt Dr. Tracy in der Serie „Daktari“ (1966-69) war. Der holperte damit hinter Wilderern her. Die Japaner, allen voran Toyota, damals noch Weltmeister im Kopieren, nahmen sich den Defender zum Vorbild und schufen den Land Cruiser. Als Suzuki Anfang der Achtziger eine Kopie der Kopie herausbrachten, war der „Friseusinnen-Jeep“ geboren und damit, etwas historisch-salopp formuliert, der SUV geboren.

Land Cruiser spielen auf den Märkten nur noch eine marginale Rolle. Dem Land Rover ist bis heute sein Image als robuster Geländewagen geblieben und findet gerade deswegen neue Anhänger. Auch wenn sie beim Kauf nicht einen Trip durch das wilde Kurdistan im Auge haben. Aber ein Design, das eine gewisse Wucht mit Eleganz verbindet, gibt den Land Rover-Modellen ein unverkennbares Gesicht. Das schätzt eine Kundschaft, die im Massenbetrieb Individualität sucht. Und die ähnlich wie die Jaguar-Käufer in neuester Technik auch einen Kern britischer Automobil-Tradition vorfinden möchte. Es darf ja nicht vergessen werden, dass im KF-Schein unter Hersteller sich der Eintrag „Jaguar Land Rover (GB)“ findet.

 

Ganz eigener Diesel Ingenium

Great Britains Renommier-Marken werden von der SWB Fahrzeugtechnik GmbH In Ebersbach/Fils vertrieben. Firmen-Chef Marc Schoeck stellte uns den Land Rover Discovery Sport in der (Motoren)-Version zur Verfügung, wie er bis zum Frühjahr dieses Jahres verbaut wurde. Er wird einem 2,2 Liter 4Zylinder 190 PS Diesel-Aggregat (SD4) angetrieben. Dieser Motor des Discovery stammt noch aus einer Kooperation mit der französischen PSA-Gruppe.

Wer sich einen neuen Diesel-Discovery bestellt, kann auf die neuen Aggregate (150-180 PS) zurückgreifen. Diese „Ingenium“ genannten Motoren sind eine Eigenentwicklung von Jaguar, haben unter anderem ein noch besseres Drehmoment (430 statt 420 Nm in der 180 PS-Version) und sind noch sparsamer. Da der von uns gefahrene Discovery noch den alten Motor unter der Haube hat, machen wir nur Anmerkungen zu dem, was allen 2015er-Modellen

gemeinsam ist: Design (s.o.), Ausstattung, Fahrwerk.

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Mit Windsor-Leder

Im Innern eines Land Rovers geht es heute alles andere als spartanisch zu. Und nirgendwo ist etwas von der Kantigkeit eines Jeep-Inneren zu sehen. Dafür gleitet das Auge über schwungvollen Linien, klare Oberflächen und edle Dekors. Und auf der 8 Zoll-Touchscreen wird das Info- und Entertainment-Paket abgerufen, das sich heute überall findet. Dass auch der Range Rover Discovery Sport je nach Geldbeutel des Käufers ,endlos aufrüstbar’ist, unter anderem mit „Ivory/Ebony Innenausstattung mit Windsor-Ledersitzen“ – auch das versteht sich von selbst.

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Dabei ist die von uns gefahrene HSE-Version bereits recht formidabel ausgestattet. Unter anderem finden sich hier edles Leder, dazu LED-Tagfahrlicht, 18 Zoll-Aluminiumfelgen, Rückfahrkamera, Subwoofer (11 Lautsprecher), 8fach elektrisch einstellbare Sitze…

Was richtig Laune macht: Der Fünfsitzer kann ruckzuck in einen Siebensitzer verwandelt werden. Zweite Sitzreihe etwas nach vorne geschoben, dritte Sitzreihe aus dem Laderaumboden ,geholt’. Wieder versenkt, hat man den gleichen Laderaum wie beim 5-Sitzer.

 

 

Mit Knopf schalten

Komfortabel wie in den Jaguar-Limousinen ist der ,Schaltdrehknopf’, der beim Starten aus der Mittelkonsole ausfährt. Durch schlichtes Drehen wählt man die üblichen Automatik-Fahrstufen. Diese baureihenübergreifend

e Verwendung ist sicher dem Kostenfaktor und dem Komfort geschuldet. Das Problem ist aber: Für Freunde des ,Kernigen’ ist das eine Spur zu viel Komfort. Was fehlt, ist ein wuchtiger Automatikhebel. Doch bei Daimlers Wucht-SUV GLE ist das leider auch nicht anders (Getriebesteuerung über eine dünne Lenkrad-Schaltwippe).

 

Auf dem Asphalt überzeugt ein straffes, jedoch nicht zu hartes Fahrwerk. Der Land Rover der Gegenwart verfügt nicht mehr über ein Gelände-Gelege, ein Sperrdifferential. Das ist auch nicht nötig. Der Land Rover hat dafür das eigens entwickelte System „Terrain Response“ fürs Gelände. Dieser Offroad-Modus passt die Einstellungen von Motor, Getriebe, Mitteldifferential und Fahrwerksystemen an die Anforderungen des Geländes an.

Wir konnten eine kleine Kostprobe auf der Schwäbischen Alb testen. Jaguar Land Rover hat sein System 18 Monate lang in mehr als 20 Ländern jenseits der Asphalt-Pisten getestet. Wer das selbst ausprobieren möchte, kann sich unter Land Rover Experience.de umsehen, Und sich für eine Tour anmelden, etwa in Island oder Australien. Oder in Bootswana auf „Daktari“ machen. Oder einfach im deutschen Off-Road-Testareal des Land Rover Experience Centers in der Nähe des Düsseldorfer Flughafens auf 120.000 qm ausprobieren, was ein Land Rover so im Gelände drauf hat.

Vielleicht kommt ja eines Tages wieder eine Land Rover-Version auf den Markt, die modernste Technik innen wie außen versteckt –

unter einem klobig-rustikalen Design. Die darf ruhig „Daktari“ heißen.

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