WENN FRAUEN GEREIZT SIND UND MÄNNER DIE FLUCHT ERGREIFEN
Fast jede Frau kennt das: Ein Gefühl der Unruhe macht sich breit. Sie möchte sich bewegen. Sie seufzt öfter und hat das Gefühl, sie könne schwer durchatmen. Kopfschmerzen oder Migräne treten häufiger auf. Sie hat schneller Hunger und wenn, dann richtig. Die Frau reagiert gereizter, es kann sogar zu Wutausbrüchen kommen. Manchmal kommen Herzklopfen und Hitzegefühl hinzu.
Nein, keine lebensbedrohende Krankheit ist im Anmarsch, sondern „die Tage“ kündigen sich an, die allmonatliche „Periode.“ Medizinisch nüchtern spricht man vom Prämenstruellen Syndrom (PMS). Prä = vor, Menstruation = monatliche Blutung der Frau, Syndrom = vorhandenes Muster mehrerer „Krankheitszeichen“.
Hormonelle Störung?
Zu den schon eingangs skizzierten Anzeichen kommt noch hinzu: Die Frau fühlt sich unattraktiv, Pickel sprießen im Gesicht, die Haare werden schnell fettig. Die Hose zwickt, sie fühlt sich aufgequollen. Die Brüste spannen. Die Sexualität nimmt bei manchen Frauen zu. Mit Einsetzen der Regel schwinden die Symptome. Nun muss sie häufiger zur Toilette, Urin und Stuhlgang gehen in den ersten zwei Tagen oft häufiger ab. Die Klinische Medizin, oft als „Schulmedizin“ bezeichnet, vermutet beim PMS eine hormonelle und neurovegetative Störung.
Yin und Yang?
In Teilen der Alternativ-Medizin gibt es dazu anderes Erklärungsmodell. So sieht zum Beispiel die Chinesische Medizin grundsätzlich folgendes Modell für den Menschen: Es gibt „Qi“- vereinfacht gesagt, die „Lebensenergie“. Und es gibt das „Yin“ – das Befeuchtende, Nährende, Kühlende. Das „Yang“ steht schließlich für das Wärmende, Bewegende, Umwandelnde. Alle drei können jeweils ohne die Anderen nicht existieren und bedingen sich gegenseitig. Frauen sind mehr „Yin“- und Männer sind mehr „Yang“-betont.
Alle Lebewesen erfahren die Stadien der Geburt, Kindheit, des Ausgewachsenseins, des Alters und des Sterbens. Dies ist das Prinzip jeglicher Natur, der Wechsel der stets wiederkehrenden Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter.
Leberstau mit Qi
Und wie alles im Leben verläuft auch der „Zyklus“ der Frau nach diesen Rhythmen. Dies zeigt sich in den Hormonkurven. Sie steigen an, fallen wieder ab und ein neuer Zyklus beginnt. Ungefähr sieben Tage vor der Menstruation steigt das „Yang“ der Frau kontinuierlich an. Würde in diesem Vorgang alles harmonisch funktionieren, hätte sie kein PMS. In diesem Fall jedoch ist das „Qi“ der Leber gestaut, die Yang-Energie steigt aufgrund eines inneren Ungleichgewichts stärker an als sonst.
Unter anderem liegt die Ursache dessen in unserer eigenen Lebensweise und darin, dass viele Frauen verlernt haben auf ihre Bedürfnisse, ihren Körper und dessen ureigenen Rhythmus zu hören.
Die Therapie besteht nach der Chinesischen Medizin vor allem darin, sich selbst wieder anzunähern und die eigene Lebensweise zu korrigieren. Es folgen nun einige Anstöße dazu.
Ernährung und Schlaf
Zu diesen Empfehlungen gehört der Hinweis auf regelmäßige Ernährung: Dreimal täglich frisch, vielfältig und ausgewogen mit qualitativ hochwertigem Gemüse, Obst und Beeren. Als vorwiegende Zubereitungsform gelten Dünsten, Kochen und Garen. Als Getränk ca. 1,5 – 2 L Wasser am Tag. Wird entspannt und in Ruhe gegessen, wird die Nahrung besser aufgespalten und verwertet.
An den Tagen vor der Menstruation sollten frittierte und gebackene Mahlzeiten, Unmengen von Kaffee und Alkohol gemieden werden. Vor allem sollte dem Hunger vorgebeugt werden, dieser lässt die Frau nun schneller gereizt reagieren! Wenn man sechs bis acht Stunden Schlaf benötigt, sollte man sich diesen auch gönnen. Wer ausreichend schläft, hat weniger Gewichtsprobleme und leidet weniger unter Stressanfälligkeit.
Partner und Sexualität
Es kann sein, dass der Frau nun Dinge an ihrem Partner auffallen und stören, worüber sie sonst hinweggesehen hat. Den Männern sei nun gesagt: „Es ist nicht einfach, die Frauen zu verstehen. Aber es lohnt sich“. Oftmals reagiert die Frau vor der Menstruation empfindlicher. Zum Beispiel wenn der Mann seine Sachen in der Wohnung herumliegen lässt. Oder wenn es nicht nach ihrem „Plan“ läuft.
Dies alles ist ein Hinweis, dass die innere Ordnung momentan gestört ist. Manche Frauen neigen dann zu Putz- und Aufräumaktionen. Dies ist der unbewusste Versuch, über das äußere Umfeld das Innere „in Ordnung“ zu bringen und um das überschießende „Yang“ abzuarbeiten.
Manche Frauen verspüren trotz und gerade durch ihre innere Anspannung mehr Lust auf Sexualität, da sich Verkrampfungen im „unteren Bereich“ hierdurch kurzfristig lösen können. Beim „Versöhnungs-Sex“ geschieht Ähnliches: Die durch den Streit und Ärger entstandene „Qi“- Stauung löst sich, gestaute Energie darf sich verbrauchen und sie empfindet danach Entspannung. Einige Frauen empfinden es als sehr angenehm an der Lendenwirbelsäule und dem Kreuzbein massiert zu werden. Die Nerven die in der Kreuzbeingegend austreten, versorgen das Becken und die Gebärmutter.
Arbeit und Alltag
Stress und innere Anspannung in jeder Form wirken sich auf die Psyche aus und diese wiederum auf den Körper. Sind in der Beziehung, Familie, im Freundeskreis oder an der Arbeitsstelle Stress und Frust vorhanden, richtet sich dieser in Form von Spannungszuständen gegen die Frau selbst.
Acht Stunden auf dem Bürostuhl? Das sind acht Stunden, in denen sich die Energie staut und kaum abgearbeitet werden kann – es kann zu Kopfschmerzen kommen. Ein Spaziergang in den Pausen kann vorbeugen und Linderung verschaffen.
Wenig von Vorteil ist die Arbeit in Schicht- und Nachtdienst. Die Ausschüttung der Hormone folgt dem Tagesrhythmus und -licht. Menstruationsprobleme, Verspannungen, Migräne, Nervenleiden, Depressionen werden durch (langjährige) Nachtarbeit gefördert. Frauen mit PMS-Beschwerden berichten, dass ihr Befinden durchaus davon abhängt, wie viele Nachtdienste sie im Monat gearbeitet haben.
Bewegung, Bewegung!
Da in den Tagen vor der Menstruation häufig die Nerven blank liegen ist es heilsam Menschen zu treffen, bei denen man sich wohl und entspannt fühlt, etwa Gerhard oder Bernd.
Dem Drang, die aufsteigende Energie los zu werden, ist auf jedem Fall zu folgen – am besten über Bewegung! Walking, Rad fahren, Schwimmen – Bewegung sollte täglich stattfinden, mindestens aber dreimal die Woche. Selbst Frauen mit stärksten PMS-Beschwerden und Schmerzen schildern eine beträchtliche Besserung bis hin zum Verschwinden ihrer Symptome bei regelmäßiger Bewegung.
Sonja Gorlas
Heilpraktikerin