DIESES AUTO IST EIN POP-STAR. WO ES AUFTAUCHT, SOLLTE DER FAHRER SICH ZEIT NEHMEN ODER EINFACH FLÜCHTEN. BILDER FÜR FACEBOOK, MAN MÖCHTE PLATZ NEHMEN, FRAGEN ÜBER FRAGEN. DER BMW i8 GILT ALS DESIGN-IKONE, ALS ZEUGE AUTOMOBILER ZUKUNFT. ZUALLERERST ABER IST ER TECHNISCH EIN HYBRID-SUPERSPORTLER, DEN BMW ENTENMANN IN ESSLINGEN GFM FÜR FAHREINDRÜCKE UND FOTOSHOOTING ZUR VERFÜGUNG STELLTE.
Volker Gaupp, Leiter des Verkaufs bei BMW Entenmann in Esslingen, gibt schmunzelnd noch einen letzten Tipp, bevor wir geräuschlos vom Hof rollen: „Egal wo Sie parken, suchen Sie schnell das Weite. Sonst landen Sie auf Facebook oder sonst irgendwo im Internet.“
Und so geschah es. Man muss aber gar nicht erst parken. Es begann schon bei den ersten Kilometern auf der B 10 Richtung Göppingen. Fahrer setzen sich hinter den i8, überholen, hupen dabei, zeigen das V(für Victory)-Zeichen, scheren ein, starren in den Rückspiegel – und verpassen eine Ausfahrt. Egal, wo man parkt – sofort bildet sich ein Auflauf. Junge Frauen posieren, halb auf die Motorhaube gelehnt, für ihre Freundin, die mit dem Smartphone fotografiert. Ganze Schulklassen belagern das Auto, während die Lehrerin sichtlich genervt zum Weitergehen drängt.
Nichts für Hüftsteife
Junge Männer werden geradezu kindlich. Im Gegensatz zu den Frauen wollen sie nicht auf die Motorhaube, sondern lehnen sich lässig an die Tür. Und viele von ihnen wollen Probe sitzen – und dann ein Foto von sich, die Hände lässig am Steuer. Einer haute sich beim Einsteigen den Schädel an, ein anderer bekam beim Aussteigen einen Krampf in die Hüfte, weil er besonders cool herausgleiten wollte. Ein- und Aussteigen will beim BMW i8 geübt werden. Dieser High-Tech-Super-Bolide ist ganz sicher nichts für arthritisch gebeutelte, hüftsteife ältere Herrn.
Er ist nicht nur flach wie eine Flunder. Durch die Flügeltüren entsteht eine sehr breite Einstiegsleiste auf Höhe des Fahrersitzes. Idealerweise setzte man sich also quer zum Sitz (Kopf einziehen) und rutscht auf den Sitz. Umgekehrte Reihenfolge beim Aussteigen, wobei man dann sich mit einer Hand an der Karosserie abstützt und sich mit einem Ruck hochstemmt. Aber das ist beim SLS-Flügeltüren-Mercedes nicht anders.
Ding von Außerirdischen
Beide Super-Sportler sind gebaut für die erfolgreiche, noch relative junge Business-Klientel, für die ein Auto so etwas wie eine Identitätsikone sein muss. Und mehr noch als der SLS bedient der i8 dieses Bedürfnis. Denn dem von Benoit Jacob geleitete BMW-Design-Team ist es gelungen, eine weltweit beachtete und anerkannte Design-Ikone zu schaffen. Dieser Wagen ist ganz weit weg vom Krawall-Design italienischer Hochleistungsflitzer. „Das Ding ist von Außerirdischen“, meinte ein Passant. Damit hat er es auf den Punkt gebracht: Der BMW i8 erscheint allen als formschön gelungener Blick in die Zukunft. Deshalb lässt dieses Auto keinen Passanten kalt.
Gestreckte Linienführung, die flache Silhouette, die Keilform und der von den BMW-Designern für die i-Reihe entwickelte „Stream Flow“, bei dem die Fenstergrafik kurz vor der Hinterachse zusammenläuft (für eine perfekte Umströmung des Fahrzeugs) – all das erzeugt diesen visuellen Verblüffungseffekt. Von oben sieht das Auto gar aus wie ein Wassertropfen. Dieses Auto kann man nicht verwechseln, weil es aussieht wie kein anderes.
Kein reines Elektro-Auto
Verblüffend ist aber noch eine ganz andere Publikumsreaktion. Die meisten Leute glauben, dass es sich hier um ein reines elektrisch angetriebenes Fahrzeug handelt. Der BMW i8 ist aber ein Plug-in-Hybrid, er wird also angetrieben von einem Elektromotor und Verbrennungsmotor. Die Lithium-Ionen-Batterie (7,1 kWh) kann an jeder Steckdose aufgeladen werden. Per Handy-App und über das BMW-interne Kommunikationssystem ConnectedDrive kann zudem abgefragt werden, wo sich die nächste öffentliche Ladestation befindet.
Der Elektromotor wirkt an der Vorderachse. Der völlig neue entwickelte, nur 40 cm breite, 1,5-Liter-Dreizylinder-TwinPower-Turbo-Benzinmotor treibt die Hinterachse an. Insgesamt stehen 266 kW (362 PS) zur Verfügung. Da geht was. Von „Kurvenzackigkeit“ war zu lesen. Wie wahr. Die Achslastverteilung beträgt 50:50, eine ideale Balance. Aber die Kurvenhatz ist nicht der eigentliche Fahrgenuss bei diesem Auto.
Bilder: GFM-TT
Bei den besten Öko-Autos
Er besteht vorwiegend darin, dass man zum einen völlig entspannt geräuschlos dahingleitet (bis zu 37 km Fahrstrecke sind in reinem Elektro-Betrieb möglich). Zudem verschafft das in der Stadt ein ,gutes Gewissen’ – null fossiler Brennstoffverbrauch, null Emission. Übrigens: Laut Institut Ökotrend und Magazin AUTO TEST, lag 2014 bei den besten Öko-Neuwagen der BMW i3 auf Platz 1 (gefolgt vom GOLF GTE und Toyota Prius). Der im Vergleich zu den Klein- und Mittelklassewagen hochmotorisierte BMW i8 kam auf einen sensationellen Platz 8 (!)
Fahrgenuss II: Umschalten auf Sport-Modus (Getriebewählhebel nach links) und der i8 ist plötzlich ein vollkommen anderes Auto: Er schießt mit voller Power nach vorne und der Motor klingt so, wie man es von einem Sportwagen erwartet: Dumpf, grollend. Irgendwie hat man das Gefühl, keinen Dreizylinder, sondern ein V8-Klassiker zu bewegen.
Mehr bei voller Last
Ist dann die Batterie gerade leer und wird der Verbrennungsmotor mit Volllast gefahren (bis zu 250 km/h), steigt logischerweise der Benzinverbrauch. Über 10 Liter haben wir gemessen, was für die dann anliegende Leistung ein sehr guter Wert ist. Benjamin Sänftl, Junior-Verkäufer bei BMW Entenmann: „BMW steht nach wie vor auch für Sportlichkeit. Ich sage den Kunden, dass sie mit dem i8 extrem sparsam fahren können. Wenn sie ihn aber optimal sportlich bewegen wollen, dann kommen sie auch nicht mit optimaler Sparsamkeit aus.“
Optimal war der Verkaufsstart des BMW i8 beim Autohaus in Esslingen (Filialen in Göppingen und Kirchheim). Nicht alle BMW-Händler bzw. deren Filialen gehören zum autorisierten BMW i8-Vertriebsnetz. In Esslingen war es nicht leicht, alle Anfragen zu Probefahrten zu koordinieren. Und auf Probefahrten folgten Vertragsabschlüsse. 130.000 Euro kostet der i8 in seiner Grundversion. In der Vollausstattung muss man 143.000 Euro auf den Tisch legen.
Raumschiff-Gefühl
Zu den innovativen Merkmalen des BMW i8 gehört natürlich nicht nur das Design, zu dem im Innern eine blau leuchtende Linie gehört, die an Teilen der Armaturen und der Schaltkonsole entlangführt und eine Art ,Raumschiff-Gefühl’ erzeugt. Es ist die Life Drive-Architektur, die im Automobil-Bau Maßstäbe setzt. Das untere Fahrzeug(Drive)-Modul besteht aus Aluminium, in dem die komplette Fahrwerks- und Antriebstechnik steckt.
Sensationelles Carbon
Das obere Modul (Fahrgastzelle) wird darauf aufgesetzt. Es besteht aus kohlestofffaserverstärktem Kunststoff (CFK), aus Carbon. Es ist halb so schwer wie Stahl und 30 Prozent leichter als Aluminium. Das ist die erste, von BMW entwickelte Serienproduktion einer Fahrgastzelle aus Carbon. Carbon war und ist immer noch sehr teuer. Nun wurde in Moses Lake in den USA (Bundesstaat Washington) extra ein Werk eingerichtet (der Strom kommt zu 100 Prozent aus Wasserkraft). Im bayerischen Wackersdorf werden die Carbon-Fasern zu Matten verarbeitet – Ausgangsprodukt für die CFK-Teile des BMW i8.
Der ist übrigens das erste Serienfahrzeug der Welt, das mit (optionalem) Laserlicht ausgestattet ist. Laserdioden sind zehnmal kleiner als LEDs und strahlen aber zehnmal so hell und doppelt so weit – mit der Farbe von Tageslicht.
Willkommen in der Zukunft!
Bredl & Kouroumalos/GFM-TT
