PORSCHE MACAN TURBO – DER TIGER

ER IST DER NEUE PORSCHE-VERKAUFSRENNER. DER MACAN IST ZUDEM EIN ECHTER SPORT-RENNER UNTER DEN GELÄNDEWAGEN. UND OBENDREIN ABSOLUT ALLTAGSTAUGLICH. MACAN (INDONESISCH) BEDEUTET TIGER. Wer alt genug ist, um sich...

ER IST DER NEUE PORSCHE-VERKAUFSRENNER. DER MACAN IST ZUDEM EIN ECHTER SPORT-RENNER UNTER DEN GELÄNDEWAGEN. UND OBENDREIN ABSOLUT ALLTAGSTAUGLICH. MACAN (INDONESISCH) BEDEUTET TIGER.

Wer alt genug ist, um sich noch an die Anfangsjahre der Beatles zu erinnern, der erfolgreichsten Band aller Zeiten, der weiß noch, wie immer wieder in den Top 100 internationaler Charts Beatles-Songs sich gegenseitig Konkurrenz machten. Zeitweilig waren gleichzeitig 12 Songs der Liverpooler Jungs unter den Top 100 in den USA (davon die Plätze 1-3).

Bei Porsche ist es wie bei den Beatles. In den internationalen Charts der Sportwagen und sportlichen SUV belegt der schwäbische Autobauer regelmäßig Spitzenplätze. Aber im Gegensatz zu den Beatles nicht nur zwei Jahre, schon seit über 20 Jahren. Was Verkaufszahlen und Image anbelangt, ist die Zuffenhausener Sportwagen-Schmiede ein Allzeit-Sieger. Und sowohl extern im internationalen Absatz-Rennen als auch intern im Rang-Rennen der Modelle machen sich die Baureihen immer wieder Konkurrenz.

 

Jede Porsche-Reihe ein Hit

Um ein letztes Mal den zugegeben etwas gewagten Vergleich zwischen Stuttgart und Liverpool zu bemühen: Jeder neue Beatles-Song war ein Hit – und jede

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neue Porsche-Reihe ist es ebenso. Mit dem Cayenne Anfang der 2000er-Jah

re wurde der Markt der SUV (Sport Utility Vehicles, Sport- und Nutzfahr

zeuge) aufgerollt. Mit dem Panamera brach man Ende des vergangenen Jahrzehnts (2009) in den Markt der Luxus-Limousinen ein. Allein im ersten Jahr wurde ein Absatz von 20.000 Stück avisiert.Vom Panamera wird 2017 die neue Modellreihe vorgestellt. Man munkelt unter anderem von einem Panamera-Kombi. Man darf gespannt sein, was sich die Werbetexter für das schnöde Wort ,Kombi’ einfallen lassen werden. Man kann nur hoffen, dass keine Albernheit an bemühter Assoziation wie „Shooting brake“ (Daimler) dabei herauskommt.

 

 

Sensationeller Verkauf

Porsches jüngster Erfolgsspross ist der Macan. Seitdem er letztes Jahr auf den Markt kam, verkauft er sich wie sonntags frisch-warme Brötchen beim Bäcker. (Für die avisierte Absatzzahl von 60.000 Exemplaren jährlich brauchte man im ersten Produktionsjahr (2014) weit weniger als 12 Monate).

Nur dass der Macan die Fahrer-Seele wärmt, ja dessen Gemüt zuweilen euphorisch erhitzt – und dass er nicht verfügbar ist wie frische Backwaren. Die Probefahrten beim Porsche-Zentrum Schwäbisch Gmünd (Hahn Gruppe) wurden immer wieder nicht nur täglich, sondern in Stunden getaktet. Und unser Test-Team musste wie eben andere auch auf Grund der hohen Nachfrage wochenlang warten.

 

 

Der Preis im Umfeld

Dafür bekamen wir von Wolfram Hub, Chef des CCS (Congress Centrum Stadtgarten) in Schwäbisch Gmünd spontan die Erlaubnis, den neuen Kompakt-SUV von Porsche vor dem Rokoko-Schlösschen zu fotografieren. Einst gehörte hier das Defilée zur sonntäglichen Luxus-Muse des Gmünder Bürgertums. Der Porsche Macan ist mit 59.120 Euro Einstandspreis (für die Diesel-Version) gehört sicher nicht zu den teuersten Luxus-SUVs. Immer bezogen auf den günstigsten Grundpreis. Aber man darf nicht vergessen, dass sich der Touareg (VW), der Q7 (Audi) und Volvos neuer XC90 nicht weit davon auf dem Markt tummeln.

Genau das aber ist sicher mit ein Grund, weshalb der Macan so erfolgreich ist. Wer heute schon mit einem Golf (R-Version) oder einem Passat in die Zone bis 50.000 Euro vorstoßen und mit einem Touareg problemlos die 70.000-Euro-Grenze überschreiten kann, der hat keine Qual, sondern die echte Wahl sich für das höhere Prestige zu entscheiden, eben einen Porsche.

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Emotion aus Leipzig

Ganz abgesehen davon, dass er unter Umständen auch die exklusivere Technik, etwa beim Fahrwerk, für sein Geld bekommt. Und wer jetzt kopfschüttelnd mit dem Taschenrechner kommt, der ist erstens im falschen Artikel und hat zweitens nicht verstanden, dass ein Auto immer etwas mit Irrationalem, mit Emotionen, zu tun hat. Dass die fünfte Modellreihe von Porsche so (relativ) günstig ist, hängt damit

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zusammen, dass der Macan in Leipzig auf dem Audi Q5 (Modularer Längsbaukasten) basiert. Vom Q5 wurde sogar die Typenzulassung übernommen. Damit ist es juristisch möglich, das Kältemittel R134a in der Klima-Anlage einzusetzen. Um die Kältemittel gibt es auf EU-Ebene ein juristisches Gerangel – von heftigerer Natur als etwa bei der Norminierung von Traktoren-Sitzen oder des Zwangs zur Befolgung von EU-Richtlinien für Sessellifte in Norddeutschland (!), eine Gegend, die ja für ihre ,Gebirgslandschaften’ bekannt ist.

 

Name aus Asien

Porsche musste für die Einführung des Macan kein Marketing-Gebirge abtragen. Über 100.000 Stück sind bis Juni 2015 verkauft worden. Ursprünglich wurde mit dem Namen „Cajun“ (Anlehnung an den Cayenne – Cayenne Junior) geliebäugelt. Irgendwie würde das für den versierten Musikliebhaber nach Cajun-Musik aus den Sümpfen um New Orleans klingen. Aber „Translyrik“, die Schaffung und Übersetzung von Autonamen in andere Sprachen, ist eine Werbe-Wissenschaft für sich. Porsche entschied sich jedenfalls für „Macan“. Das Wort stammt aus dem Indonesischen. Es bedeutet „Tiger“. Ein anderes indonesisches Wort wird ähnlich ausgesprochen. Man meint dann „Essen“. In den Tiger-Staaten Asiens wird Porsche übrigens vor allem als Produzent großer, sportlicher Geländewagen wahrgenommen.

 

 

Den Cayenne getoppt

Der Macan ist ein Tiger, der Macan ist ein Festmahl für besonders sportliches SUV-Fahren. Der Cayenne bietet (unwesentlich) mehr Platz. Schon der Cayenne wirkte wegen seines sportlich abgestimmten Fahrwerks, vor allem in den S- und Turbo-Versionen, im Gegensatz etwa zum wachsweichen und damit wankenden VW-Touareg wie ein zu groß geratener Sportwagen.

 

 

Der Macan toppt den Cayenne hier noch um eine ganze Länge.

Die kompakteren Abmessungen und die einige hundert Kilo Gewichtsersparnis bedeuten viel mehr als es der erste Augenschein vermittelt, wenn man beide Modelle nebeneinander sieht. Schon in der ersten schnell gefahrenen Kurve wird das deutlich. Man ist hier ganz eindeutig näher am 911er von Porsche als mit dem Cayenne.

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Noch eins draufsetzen

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400 PS in dem von uns gefahrenen Macan Turbo bedeuten natürlich auch für 1.925 Kilo Leergewicht eine satte Leistung.

Die Leistung, gepaart mit der 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (PDK)und dem Fahrwerk (Stahlfederung mit der elektronischen Verstellung des Stoßdämpfersystems) – das alles bietet einen unglaublichen Fahrspaß. Anfänglich führt das zu einer Art ,Schwellenangst’. Darf ich noch eins draufsetzen? Das geht doch eigentlich nur bei einem reinen Sportwagen. Man darf. Übrigens, auch das will man kaum glauben: Der Macan kann auch ein echter Offroader sein. Dazu die entsprechende Taste drücken – und alle Systeme schalten in das traktionsorientierte Geländeprogramm.

 

Können, wenn man möchte

Aber mal ehrlich – wer will schon mit einem Macan durchs Gelände kriechen? Aber man könnte… Dieses Wissen um das Können, wenn man denn möchte, ist wohl auch der Grund, weshalb Porsche-Fahrer auf der Autobahn in der Regel nicht zur Raser- und Drängler-Fraktion gehören. Souverän kann sein, wer nichts beweisen muss.

Selten bilden Werbesprüche souverän die Wirklichkeit ab. Für den Macan fanden die Texter den Satz: „Alltagstauglich, aber niemals alltäglich.“ Das ist auf den Punkt gebracht.

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Faszination Fahrzeug

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