VON DER PHYSIS – DER NATUR

DER BEGRIFF IN DER ANTIKEN PHILOSOPHIE Der Begriff Natur, Physis (geboren werden), umfasst zum einen alles Seiende, das unabhängig vom menschlichen Einfluss entsteht und sich entwickelt. Zum anderen bezeichnet...

DER BEGRIFF IN DER ANTIKEN PHILOSOPHIE

Der Begriff Natur, Physis (geboren werden), umfasst zum einen alles Seiende, das unabhängig vom menschlichen Einfluss entsteht und sich entwickelt. Zum anderen bezeichnet er das innere Wesen, den ureigensten Kern einer Sache. Die Natur steht in einem gegensätzlichen Verhältnis zum Geist, insbesondere zur von Menschen geformten Kultur.

Natur ist gegenwärtig zunächst häufig ein Synonym für die Geschichte der Natur. Das bedeutet die Entwicklung des Kosmos’, des Sonnensystems, der Erde und des Lebens auf ihr und dieses als selbstregulierendes System begriffen. Im Bereich der Dichtung und Poesie wird die Natur auch allegorisch (das Anderssagen) als Mutter allen Lebens bzw. ,Allmutter’ umschrieben.

 

 

Physis gleich Pflanze

Das sind zwei Grundbedeutungen, die der Begriff Physis auch schon im Vor-Philosophischen, antik-griechischen Kontext, hat – so in der mythischen Dichtung bei Homer, Sophokles und Pindar, der allerdings öfters den Ausdruck Phita (Pflanze) ausweist. Diese Bedeutungen sind in der griechischen Philosophie besonders fundamental. Physis meint demnach die Gesamtheit allen natürlichen Seienden in ihrem Wesen und eben auch das Gesetz ihres Werdens und Wachsens.

Dies findet sich allerdings erst relativ spät und ist eine Schöpfung der Philosophie des Aristoteles und Platon. Die Raffinesse der Natur ist größer als die Feinheit der Sinne und des Verstandes. Es wird untersucht, ob es von Natur aus für Philosophie und Herrschaft gleichermaßen geeignete Menschen gibt. Der Philosophen-Herrscher wird bestimmt als Liebhaber der Weisheit, der das Schöne selbst erreichen kann.

Die Natur umfasst den Kosmos mit seinen Stoffen und Kräften seine Veränderung und Gesetzlichkeit. Im übertragenen Sinn bedeutet Natur alles, was so ist wie es sich gibt, was nach eigenen innewohnenden Kräften; Trieben und Gesetzen sich gestaltet und einwickelt. Im Unterschied zu dem, was Kultur und Technik bewirken, entstehen die Gegensatzpaare Natur und Geist, Naturfreiheit, Natur und Geschichte der Menschheit.

 

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Weisheit und Tugend

Der Ausdruck Physis taucht auch erstmals in ausgesprochen philosophischem Kontext bei Heraklit auf. Dieser erklärt alle Dinge im Hinblick auf das, was die Welt beherrscht – Logos und Welt-Sinn. Das innerste Weltgesetz des Logos bleibt jedoch der oberflächlichen Ansicht verborgen und kann nur in tiefsinnigen, paradoxen Formeln erfasst werden. Menschliche Weisheit findet in der menschlichen Bestheit (Tugend) ihre höchste Vollendung.

Der Naturbegriff in der Anthropologie und Ethik einschließlich pädagogischer Überlegungen bei Demokrit steht im wesentlichen in Übereinstimmung mit der kosmologischen Lehre von der Welt. Das Zeugen der Kinder gehört zum feststehenden physischen Menschen (seiner Natur) und aller übrigen Lebewesen, ebenso die Sorge um die Kinder, was allein in der Naturanlage des Menschen begründet liegt. Die wahre Erziehung gleicht dem Wirken der Natur, das auch die pädagogische Umformung schafft. Aus der Natur wird wiederum Natur.

 

 

Der Begriff in der Medizin

Aus einem ganz anderem Bereich des antik-griechischen Geistes, nämlich dem der ionischen Geschichte, insbesondere der Naturforschung, aber auch der Medizin, konnte die Sophistik mit ihrer anthropologisch-pädagogischen Problematik eine weitere Anregung für ihren Physis-Begriff entnehmen. Hippokrates aus Kos, der Vater der Medizin leitet über Luft und Wasser und Krankheiten einen Begriff der Physis her, welcher sowohl auf Phänomene der Außenwelt als auch auf Teile des menschlichen Organismus’ angewendet wird. Und zwar dann, wenn Abweichungen vom Normalzustand festgestellt werden. Auch in der im engerem Sinne medizinischen Literatur des Corpus Hippocraticum heißt Physis oft Normalzustand, wobei nun hier der gesunde Zustand des Körpers und der Organe beim Menschen gemeint ist.

Aufgabe und Tätigkeit der Chirurgen bestehen somit darin, krankhaften Abweichungen und Abnormitäten wieder zur Natur zurückzuführen. Die Natur ist in einem hohen Maße erkennbar, messbar, quantifizierbar und vorhersagbar. Die Frage nach der Entstehung des Universums und warum Ereignisse so geschehen wie sie geschehen, ist wohl so alt wie die Menschheit selbst.

 

Natur ist, was wir sehengreen-1072828_1280

Gelehrte wie Thales von Milet präsentieren naturalistische Denkansätze zur Beantwortung solch grundlegender Fragen, bereits im 6. Jahrhundert v. Christus. Naturalismus geht davon aus, dass die Welt, die wir sehen, so ist wie sie ist. Den Gegensatz zwischen Physis und Nomos (Gesetz) wie in die jüngeren Sophisten auffassten, hat Platon ausführlich in den Dialogen Gorgias und Politeia dargestellt.

Aristoteles vereinigt nun in seiner Philosophie nicht nur die verschiedenen bisherigen Bedeutungen von Physis, sondern er reflektiert ausdrücklich über den Begriff Physis, der für sein Philosophieren so fundamental wie für keinen Denker vor ihm wird. Im Zusammenhang mit diesem Begriff steht es, dass Aristoteles die gesamte bewegte Körperwelt als Physis bezeichnet. Andererseits wird hier Physis oft in einem beinahe personifizierten Sinne als die in diesem Bereich wirkende Naturkraft behandelt. Sie ordnet, schafft und gestaltet.

Seele und Natur

Sie strebt stets nach den Vollkommenen und Besten und ist so auch für teleologische Ordnung in der Welt verantwortlich, das heißt für eine Ordnung durch eine Weltkraft. Die Seele ist freilich belebendes Prinzip der ganzen organischen Natur: Durch sie als Lebensprinzip unterscheiden sich die Lebewesen von den toten Dingen. Die Seele ist das Vollkommene des physischen (organischen) Körpers. Sie ist zugleich die Wesensform und das belebende Prinzip des Organismus und des natürlichen Körpers.

Hier einige Zitate über die Natur

In der Natur fühlen wir uns so wohl, weil sie kein Urteil über uns hat.

Macht euch vertraute mit der Natur, erkennt sie als eure Mutter, ruhig sinket ihr dann in die Erde hinab.

Mit den ersten Bäumen, die gefällt werden, beginnt die Kultur. Mit den letzten Bäumen, die gefällt werden, endet sie.

Ich liebe die Rose als das Willkommenste, was unsere Natur als Blume gewähren kann.

Konstantin Gorlas

 

Konstantin Gorlas

Philosoph

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