WAS BRINGT DIE LUSTPILLE FÜR DIE FRAU?

EIGENTLICH ERBÄRMLICHE ERGEBNISSE Vierzig Jahre Feminismus haben viele Fortschritte im Verhältnis Mann-Frau gebracht. Aber der Kampf um die Gleichberechtigung hat auch seltsame Blüten getrieben. Gleichstellungsbeauftragte dürfen nur Frauen sein...

EIGENTLICH ERBÄRMLICHE ERGEBNISSE

Vierzig Jahre Feminismus haben viele Fortschritte im Verhältnis Mann-Frau gebracht. Aber der Kampf um die Gleichberechtigung hat auch seltsame Blüten getrieben. Gleichstellungsbeauftragte dürfen nur Frauen sein – und wenn mal sich eine Beauftragte für Männer einsetzt, weil die eben auch oft genug benachteiligt werden, dann ist sie ihren Job los (so in Kassel geschehen). Seltsam auch, dass nur in Topjobs nach einer Frauenquote gerufen wird – nicht aber beim Tief- und Straßenbau oder bei der Müllabfuhr. Nun feiern Feministinnen einen weiteren Sieg scheinbarer Gleichberechtigung: Nach der blauen Lustpille für Männer (Viagra) gibt es nun die rosa Lustpille für Frauen (Addyi).

Wie man weiß, war Viagra eigentlich als Medikament gegen Bluthochdruck und Angina Pectoris gedacht. Bei den klinischen Studien berichteten jedoch männliche Patienten von einer (meist) erfreulichen Nebenwirkung: Mit der Erektion gab’s plötzlich keine Probleme mehr. Das war Ende der Neunzigerjahre.

 

 

Eigentlich gegen Depression

Nun kommt am 17. Oktober in den USA ein luststeigerndes Präparat für Frauen auf den Markt, das eigentlich die sperrige Bezeichnung Filibanserin trägt und eigentlich ein deutsches Präparat gegen Depression war. Es wird aber unter dem Namen Addyi verkauft. Zugelassen wurde es von der FDA (Food and Drug Administration, in lustigem Deutsch etwa: Lebensmittel- und Drogenverwaltung). Die FDA ist in den USA auch für die Medikamentenzulassung zuständig. Janet Woodcok, FDA-Forschungsdirektorin, zur Addyi-Pille: „Die Zulassung gewährt Frauen, die unter sexueller Unlust leiden, eine überprüfte Therapiemöglichkeit.“

Die Frage ist, ob das „Viagra für Frauen“, wie die Pille schnell weltweit genannt wurde, auch wirklich effizient ist. Viagra für Männer kann zwar zu einer bis zu zweitägigen Dauererektion führen, doch wird das eher zur schmerzlich-lästigen Tortur, die dann mit echter Lust nichts mehr zu tun hat. Nach den Untersuchungen der FDA kam es statistisch bei Frauen, die den neuen Wirkstoffe nahmen, zu „einem halben bis einem Mal Sex“ mehr pro Monat – als bei Frauen, die ein Placebo (Medikament ohne Wirkung) einnahmen. Ein „halbes Mal“ mehr Sex ist zwar Satire, ist aber eine statistische Kenngröße, etwa wie die „1,3 Kinder“-Geburtenrate.

 

 

Ein halbes Mal mehr

Ein halbes, ein ganzes Mal ist eigentlich erbärmlich wenig. Aber im Zweifelsfall 100 Prozent für Paare, bei denen gar nichts mehr im Bett geht. Die rosa Pille soll übrigens auf die Psyche wirken. Viagra dagegen wirkt rein körperlich. Womit man bei Mann und Frau sehen kann – Sex (Lust) spielt sich eigentlich im Kopf ab.

Im Augenblick geht die medizinische Forschung davon aus, dass Addyi etwa zehn Prozent der betroffenen Frauen zu helfen vermag. Millionen von Frauen haben das Problem, dass sie keine Lust auf Sex haben, jedenfalls nicht in ihrer Beziehung.

Stress im Beruf, die Belastung im Alltag, ein eintöniges Sexleben oder ein körperlicher Defekt gelten als Ursachen.

 

 

Das eigentliche Problem

Das Problem mit dem „Viagra für Frauen“ ist: Man muss die Pille jeden Abend einnehmen. Müdigkeit, Übelkeit und Schwindel gelten als Nebenwirkungen. Die Pille nehmen – und los geht’s, das funktioniert eben nicht. Hier zeigt sich das eigentliche Dilemma der Hoffnung auf die Wirkung so genannter Sexpillen: Die eigentlichen Ursachen für den Sexfrust kann man damit nicht beheben. Das gilt für die Pille für die Frau, das gilt für die Pille für den Mann. Das gilt im Übrigen auch für alle Drogen.

Medikamente nimmt man gegen Krankheiten. Weshalb soll es „krank“ sein, wenn Arbeitswelt und Alltag die Lust ermatten lassen? Das Mittel dagegen liegt in den Menschen selbst.

 

Ragna für GFM

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