SCHLAUE TECHNIK – BLÖDER NUTZER

STÄNDIG AUF’S SMARTPHONE GLOTZEN

KANN (LEBENS-) GEFÄHRLICH SEIN

Was waren das noch für Zeiten, als die Menschen sich haltlos, einsam und unsicher durch die Welt bewegen mussten. Auf der Straße starrten sie blicklos durch die Mitmenschen hindurch – oder stierten in ein Schaufenster und manchmal einfach nur zu den Wolken hinauf. In der U-Bahn oder im Café hatten sie zur Tarnung ein Buch oder eine Zeitung dabei. Damit hatten die Hände was zu tun und man musste dem Anderen nicht ins Gesicht sehen oder gar mit ihm reden. Toll war es trotzdem, wenn einen jemand ansprach, einfach so. Allerdings konnte das auch sehr lästig sein.

 

 

Alles in allem waren es unsichere und gefährliche, sehr lästige Zeiten.

Heute ist das endlich ganz anders. Nie mehr Einsamkeit, nie mehr Unsicherheit, nie mehr Haltlosigkeit, nie mehr die Gefahren des Abenteuers Leben. Heute redet jeder mit jedem, heute hat jeder einen Halt – und sei es nur in seinen Händen.

Denn es gibt das Smartphone!

Smarter als der Nutzer

Smart hat ja was mit schlau, mit pfiffig zu tun.

Leider ist es so, dass das smarte Phone of smarter ist als sein/e BesitzerIn (um das politisch korrekt geschlechtsneutral zu formulieren). Kurz gesagt: Schlaue Technik, blöde/r NutzerIn.

Wer immer nur auf das Ding glotzt, der lebt gefährlich.

In der Vorderen Schmiedgasse in Schwäbisch Gmünd übersah eine Smartphone-Glotzerin (so genanntes SG-Syndrom) die Bordsteinkante. Voll auf das teigig-pummelige und überschminkte Pubertätsgesicht gebrettert!

Ein kleines Beispiel für ein interkulturelles, weltweites Krankheitsbild. Die Autobahnpolizei stoppt einen Lkw-Fahrer. Der hatte die Geschwindigkeitsregelanlage (Cruise control) eingeschaltet und schickte per Smartphone `nem Kollegen gerade ein Pornobild. Gut, nebenher frühstückte er gerade. Alles bei Tempo 90!

Anna, 13, Hauptschülerin aus Engelskirchen, checkte gerade mal wieder ihr Phone, als sie am 17. September die Bahngleise unweit der elterlichen Wohnung überquerte. Leider checkte sie die Umgebung nicht. Der Nahverkehrszug war schneller. Ganz unsmart gelaufen. Anna braucht jetzt kein Smartphone mehr.

 

 

Mehr als 1000 Handytote

Die Volkskrankheit ist nicht nur auf das Fußgängervolk beschränkt. Lkw-Lenker krachen auf den Laster vor ihnen. Radfahrer radeln gegen einen Laternenpfahl oder rammen Fußgänger. In den USA gibt es mittlerweile pro Jahr über 1000 Tote durch die Smartphone-Idiotie. Da sind schon Leute von Brücken gestürzt oder auf U-Bahn-Gleise oder auf vierspurige Stadt-Highways getorkelt.

In der Schweiz ist „Ablenkung“ mittlerweile die Ursache für ein Drittel der tödlichen Unfälle. In Deutschland gibt es noch keine spezielle Statistik für Handyopfer. An der UNI in Bonn wurde die App Menthal entwickelt. Sie zeichnet auf, wann die Nutzer auf ihr Smartphone starren. Leute unter 23 tun das quasi ständig. Pro Tag sind das etwa 3 Starr-Stunden insgesamt. Alle 7,5 Minuten wird das Teil eingeschaltet. Tendenz: Die Frequenz verkürzt sich noch mehr.

 

 

Gehweg für Handy-Glotzer

Und so geht es halt weiter. Am 9. August wird eine 25-Jährige (Smartphone und Kopfhörer) in Deutschland von einer Straßenbahn überrollt.

In anderen Ländern ist man weiter: In Fort Lee (US-Bundesstaat New Jersey) muss man 54 Dollar zahlen, wenn man mit stierem Blick aufs Handy den Zebrastreifen überquert. In London macht man einen Test mit Straßenlaternen, die ein weiches Polster erhalten. China ist am Weitesten: In Chongqing gibt es den ersten Fußgängerweg nur für Handynutzer.

Auf die einfachste Lösung kommen Idioten nie. In diesem Fall wäre das – einfach auf der Straße abschalten. Und sich dem Abenteuer Leben stellen, will heißen mit sich selbst klar kommen. Oder einfach auf einer Bank in den Himmel starren.