BURN OUT – ODER WENN DIE SEELE STREIKT

Gedanken zu einem zunehmenden Gesellschaftsphänomen

BURN OUT – ODER WENN DIE SEELE STREIKT

 

Gedanken zu einem zunehmenden Gesellschaftsphänomen.

In einer Zeit, in der Forderungen wie „Gewinnmaximierung“ oder „Wirtschaftlicher Erfolg“ zum absoluten Maßstab werden, wächst auch die Zahl der Menschen, die diesen Maximen nicht mehr folgen können oder folgen wollen.
Das materielle Wachstum hat einen höheren Stellenwert eingenommen hat als je zuvor. Wir haben in unserem Industrieland inzwischen einen Lebensstandard erreicht, den es niemals zuvor gegeben hat. Was beobachten wir aber in Deutschland? – eine Flutwelle von seelisch belasteten Menschen. Aber nicht nur im Managersegment, sondern auch in Berufen von sozialen Engagement und in der so genannten „Mittelschicht“.

Noch vor 10 Jahren war „Burn-Out“ ein fast unbekannter Begriff, doch heute ist er ein bekanntes Synonym für psychisch und physische Erschöpfung, ausgelöst durch individuelle Charakterzüge und gesellschaftlichem Wandel, der Schnelllebigkeit und großen Anforderungen geschuldet. Symptome wie Schlaflosigkeit, Nervosität, Gedankenschleifen, Gereiztheit bis hin zu Angstzuständen, tiefer Depression und körperlichen Erkrankungen sind die Begleiterscheinungen. Die Stresshormone Adrenalin und Cortisol werden häufiger und länger ausgeschüttet als notwendig. Sie erhöhen die Energieversorgung im Körper und die Handlungsbereitschaft, sodass sich Herz- und Kreislauftätigkeiten lange auf hohem Niveau befinden. So streiken irgendwann der Körper und die Seele – zu recht. Warteschlangen für die Aufnahme in psychosomatischen Kliniken sind die Tagesordnung und werden progressiv immer länger.

Warum sind immer mehr Menschen davon betroffen und wer ist in erster Linie gefährdet? :

„Burn-Out“ ist das Endstadium einer völligen Selbstüberforderung und Überlastung des eigenen Körpers und der eigenen Seele. Finanzielle Abhängigkeiten und Nöte,(z.B. durch Hauskauf oder zu geringes Einkommen), hohe Erwartungshaltungen und Ziele, oder auch Ängste (z.B. Jobverlust, Zeitarbeitsverträge, Arbeitslosigkeit) schnüren den Menschen in ein enges Korsett der Lebensumstände, so dass die Gefühle der Sicherheit, der Freiheit und des „Lebendigseins“ mehr und mehr verloren gehen.

Doch zu all dem sind Faktoren für ein „Burn–Out“ auch persönlichen Anlagen und Verhaltensmuster, die einer gewissen Überprüfung und Veränderung bedürfen. Denn nicht selten ist eine solche Krise auch ein Zeichen, die Weichenstellungen und persönliche Ziele zu überdenken und zu korrigieren. Idealismus, den Wunsch perfekt zu sein, mangelnde Selbstwertschätzung, Angst als Versager zu gelten, unrealistische Erwartungen an sich selbst, die Schwierigkeit „nein“ zu sagen, den Wunsch es allen recht zu machen, mangelnde Distanzierungsfähigkeit von der Arbeit, die Tendenz, die eigenen Bedürfnisse langfristig zu ignorieren – all das bietet ein fruchtbaren Nährboden für das Syndrom. Dazu kommt nicht selten Termindruck, beruflich, aber auch privat. Ebenso gehören dazu mangelnder Handlungsspielraum und mangelnde Selbstbestimmung, fehlendes oder positives Feedback bei der Arbeit, fehlende Kommunikation, Rollen- und Wertekonflikte.

Was können wir dagegen tun, wenn die Symptome auftreten, die meist zuerst von unseren Mitmenschen wahrgenommen werden, bevor sie in das eigene Bewusstsein treten?

– Überzeugungen, wie „ ich habe halt immer Pech“ oder „ich bin unfähig….“ erkennen und nach und nach ablegen. Verlassen der „Opferrolle“. Ein positiver Umgang mit sich selbst.

– Sich selbst für kleine Schritte mehr Anerkennung schenken, dem, was noch nicht erreicht ist, mehr Bedeutung zuzumessen.

– Teilnahme an Präventionsmaßnahmen, Kursen oder Vorträgen ( Progressive Muskelentspannung, Yoga, Meditation, autogenes Training..), die neben der Entspannung auch das Selbstwertgefühl steigern.

– Sich täglich rechtzeitig regelmäßige Ruhephasen gönnen

– Erkennen und Pflege der eigenen Ressourcen ( Hobbys, Talente)

– Überprüfen und ändern der eigenen Ziele, erreichbare Ziele setzen, Mut zur Veränderungen entwickeln und das Risiko eingehen, auch „Fehler“ zu machen,
denn diese dürfen auch sein.

– Professionelle therapeutische Unterstützung holen

– Bei zu engem Zeitplan sich mehr Raum schaffen und diesen einfordern, Unterbrechungen bei der Arbeit meiden ( kein Multitasking! )

– Bei sozialen Konflikten lösungsorientierte Gespräche mit den Konfliktpartnern suchen

– Pflege von sozialen Kontakten ( Interessensgruppen, Vereinen und Freundeskreis )

Die Liste könnte noch um viele Punkte erweitert werden. Doch entscheidend für die Gesundheit der Seele ist die Achtung vor sich selbst, das Gefühl am Leben wieder kreativ teilhaben zu können; die Erlaubnis zu seinen Gefühlen stehen zu dürfen und diesen auch Ausdruck zu verleihen; die Geduld und Nachsicht mit sich selbst zu üben und die Würdigung eines jeden kleinen Schrittes in die Richtung des eigenen „Heilseins“.

Mens sana in corpore sanem (ein gesunder Geist steckt in einem gesunden Körper) – kurz gesagt, wenn wir um unser eigenes Wohlergehen bemüht sind, dann schaffen wir das Wertvollste, was ein Mensch sich selbst erschaffen kann…..Seelische und körperliche Gesundheit. Und dann profitieren auch unsere Mitmenschen davon.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gerhard Schmid

Kategorien
Gesundheit

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