Woher kommt das Küssen? Warum küssen wir? Was passiert beim Küssen?
Küssen Sie gerne? Waren Sie schon mal Opfer unkontrollierbarer Leidenschaft? Närrisch vor Sehnsucht und trunken von einer Liebesnacht? Biochemisch lässt sich belegen: große Gefühle machen glücklich, süchtig und mitunter auch verrückt.
Durch den Mund fließen Sprache und Atem, über ihn gelangt Nahrung in den Körper. Er ist die Schwelle zum Innenleben und deshalb im metaphysischen Sinn der ideale Durchgang für die Seele. Mit dem Kuss, so lehrte Plato, trete die Seele auf die Lippen, um aus dem Körper heraus zu gelangen. Der platonische Kuss freilich sollte allein der geistigen Verschmelzung mit dem himmlischen Geliebten dienen und nicht dem fleischlichen Begehren. Eine Vorstellung, die sich ebenso in der christlichen Tradition findet. Der Kuss auf Kreuz, Ring und Reliquie gründet auf der frommen Hoffnung, sich mit spirituellen Kräften zu vereinen.
Der Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt führt das Hungern und Dürsten nach fremden Lippen zurück auf die Fütterungspraxis mancher Affen von Mund zu Mund. Andere Wissenschaftler glauben unsere Vorfahren hätten sich lebenswichtiges Salz von der Haut geleckt und gefallen an der Berührung gefunden. Das Küssen immer schon mit Sex zu tun hatte behauptet hingegen der Sexualforscher Ernest Bornemann. Bei der Paarung habe man sich zunächst ineinander verbissen und sei irgendwann zum Küssen übergegangen. Ein Kuss ist ein oraler Körperkontakt mit einer Person oder einem Gegenstand.
Der Kuss als Ausdruck für Liebe und Zuneigung
Die wissenschaftliche Erforschung des Küssens nennt man Philematologie (abgeleitet vom griechischen Philema – Kuss). Es werden sowohl physiologische als auch soziale und kulturelle Aspekte des Küssens erforscht.
Der Kuss gilt in vielen Kulturen als Ausdruck von Liebe und Freundschaft und Ehrerbietung. Die Bedeutung des Kusses insbesondere der in der Öffentlichkeit ist jedoch kulturell unterschiedlich. In der westlichen Kultur ist der Kuss meist Ausdruck von Liebe und Zuneigung, häufig auch als Bestandteil sexueller Betätigung. Bei vielen Tieren, aber auch einigen noch ursprünglich lebenden Völkern wird von Müttern vorgekaute Nahrung von Mund zu Mund an ihre Kinder weitergegeben. Vielleicht liegt da der Ursprung des Küssens.
Nach verschiedenen Ermahnungen schreibt Paulus an die Korinther: zuletzt liebe Brüder freut euch, lasst euch zurecht bringen, lasst euch mahnen, habt einen leichten Sinn. Haltet Frieden, so wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss. In den orthodoxen Kirchen ist noch heute am Ostermontag der Osterkuss üblich. Jeder kann jeden küssen ohne Hintergedanken (Überraschungskuss).
Ein Kuss kann nicht nur liebevoll und sexuell anregend wirken, sondern auch gesundheitsfördernd sein, da er das Herz und das Immunsystem stärken soll. Je nach Kussintensität bewegen sich bis zu 34 Gesichtsmuskeln. Der längste Kuss der Welt fand im September 2010 statt und dauerte 33 Stunden in New Jersey.
Zitate gefällig?
Rote Lippen soll man küssen, denn zum Küssen sind sie da.
Eine richtige Antwort ist wie ein lieblicher Kuss.
Zehn Küsse werden leichter vergessen als ein Kuss.
Text: Konstantin Gorlas, Heilpraktiker
