WENN EINSTEIN ZUR SCHULE KOMMT

DER HORROR BEIM ERSTEN ELTERNABEND Da denkt man ab einem gewissen Alter, man habe das Schlimmste überstanden. Da denkt man tatsächlich, man müsse sich diese besserwisserischen Menschen nicht wieder...

DER HORROR BEIM ERSTEN ELTERNABEND

Da denkt man ab einem gewissen Alter, man habe das Schlimmste überstanden. Da denkt man tatsächlich, man müsse sich diese besserwisserischen Menschen nicht wieder antun, die da vorne stehen, Selbstgefälligkeit ausdünsten und sich dabei an einem kleinen Stückchen Kreide festhalten – zur Sicherheit. Die sich die Schwachen und Kleinen aussuchen, um an ihnen ihr Selbstwertgefühl aufzupolieren.

Und plötzlich sitzt man doch wieder da. Auf viel zu kleinen Stühlen. Von der Selbstgefälligkeit dieser schmalen Person da vorne ist noch nicht viel zu spüren – kein Wunder, die kann höchstens halb so alt sein wie der Durchschnitt derer, die gerade verzweifelt versuchen, ihre Beine in eine angenehme Position unter diese Tischchen zu bringen.

 

 

Wenig Vertrauen erweckend

Soweit so sympathisch. Leider auch so wenig Vertrauen erweckend … ist sie nicht ein bisschen zu unsicher? So viele „Äh´s“ und ihre Finger sind schon ganz weiß, weil sie die Kreide ständig zwischen den Fingern dreht. Jetzt hat sie sich auch noch ins Gesicht gefasst.

Ein guter Start – so ist gleich mal klar, wer die restlichen vier Jahre den Clown geben wird. Keiner der anwesenden Väter oder Mütter muss befürchten, dass ihr Sprössling das sein wird. Das Opfer steht fest nach zehn Minuten.

 

 

Auf lächerlichen Stühlen

Da sitzen sie auf diesen viel zu kleinen Stühlen und wissen nicht, wohin mit ihren Beinen. Lächerlich. Und wie sie gieren nach dem kleinsten Fehler – jetzt schon … ich kenne euch. Ihr seid alle gleich. Ihr sollt bekommen, was ihr euch wünscht. Vielleicht noch ein wenig Kreide auf die Nasenspitze? Ha! Hat geklappt, ich habe gesehen, wie sie zucken, die Mundwinkel. Tarnen und Täuschen.

Ihr vergesst, was auf dem Schild vorne, an der Eingangstür steht! „Küsschenzone – ab hier schaffe ich es alleine“. Ja, ab hier ist sie alleine, die Brut. Und ihr seid weit, weit weg. Sie werden euch wenig erzählen von ihren Tagen, sie werden mich mögen, und ich habe das Zuckerbrot und die Fleißstempel. Und die Peitsche. Sie werden meine Regeln beachten, sie werden euch zu Hause an meine „Regel Nummer eins: wir lassen einander aussprechen!“ erinnern. Und wenn es doch Probleme gibt – das Hausrecht haben wir, der Schulrat ist ein Freund der Rektorin.

 

 

Wer bekommt Psycho-Pillen?

Der erste Elternabend. Sie lächeln sich an, sind höflich und verständnisvoll. An einem Strang ziehen, selbstverständlich. Am Ende kommt es darauf an, wer stärker zieht. Wer die wirksameren Psychopharmaka verschrieben bekommt.

Jeder wünscht sich das Beste für sein Kind, jeder bringt seinen Einstein zur Schule und so gerne findet man die Schuld am Versagen des Nachwuchses bei allen anderen. Und so gerne findet man ein kleines Opfer, das man zur Tafel zitieren und demütigen kann, weil der eigene Frust nicht mehr zu ertragen ist.

 

 

Gegen die Wand der Macht

So schenkt keiner keinem etwas. Schule soll schließlich auch auf das Leben vorbereiten. Da kann es nicht schaden, früh zu lernen, was eine Finte ist, dass es darauf ankommt, dem Richtigen nach dem Mund zu reden, dass es schmerzhafte Folgen haben kann, wenn man denkt, gegen die Wand der Macht anrennen zu können, wie wichtig es ist, sich starke Verbündete zu suchen, mit denen man gemeinsam auf die Jagd gehen kann. Networking.

 

 

Referendar als Retter

Doch dann taucht ER auf: ein Referendar, in zerrissenen Jeans, ein Lichtstrahl fällt auf ihn und man spürt, diese Person hat die Kraft, alles zum Guten zu wenden. Er lehrt die Kinder und die Kollegen, Gewalt jedweder Art ins Leere laufen zu lassen und gerade dann mit Wertschätzung und Achtung zu kontern. Auf seinem löchrigen T-Shirt steht Tao Te King.

Schule soll doch schließlich aufs Leben vorbereiten.

 

371562_original_R_K_B_by_Dieter Schütz_pixelio.de

Kategorien
Satire

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